Bericht -
Expertenvorschlag für Reform der Sportförderung
Die grundlegende Reform der staatlichen Sportförderung soll bis Jahresende abgeschlossen werden.
Als Basis für die gesetzliche Neuordnung der Verteilung von jährlich 80 Millionen Euro dient ein am Mittwoch von Sportminister Norbert Darabos präsentierter Expertenvorschlag.
Die Bandbreite der Empfehlungen der 50 eingebunden gewesenen Spezialisten ist groß und hat eine effizientere, transparentere und leistungsorientiertere Ausschüttung der Fördermittel an die Verbände zum Ziel. Die unter der Federführung von Universitätsprofessor Wolfgang Mayrhofer von Dach- und Fachverbandsvertretern sowie ehemaligen Spitzensportlern erarbeiteten Vorschläge gilt es nun auf politischer Ebene zu diskutieren. Im Herbst soll der Nationalrat das neue Gesetz beschließen.
"Das Expertenpapier ist ein großer Schritt hin zu einer modernen, transparenten Sportförderung. Der Prozess ist aber noch nicht zu Ende", betonte Darabos am Mittwoch. Damit diese laut Darabos "revolutionäre" Grundlage umgesetzt werden kann, müssen zuerst die verschiedenen Interessen der Dachorganisationen des Sports unter einen Hut gebracht werden. Das dürfte angesichts der Besetzung vieler Schlüsselpositionen nach politischer Farbenlehre wohl ebenso wie die Beschlussfassung auf parlamentarischer Ebene ein konfliktreicher Prozess werden.
Dessen ist sich auch der ehemalige Olympia-Segler Mayrhofer bewusst. "Was mit dem Papier passiert, ist leider, oder zum Glück, aus meinen Händen genommen", meinte der Universitätsprofessor im Hinblick auf die anstehende Entscheidungsfindung auf politischer Ebene.
Eckpunkte der Experten-Empfehlungen sind die gesetzliche Verankerung von Steuerungsparametern, die internationale Erfolge im Spitzensport, aber auch die Forcierung des Breitensports und der Gesundheitsförderung sowie die gemeinnützige Vereinsarbeit zum Ziel haben. Die ebenfalls angedachte "leistungsgerechte" Verteilung der Mittel auf die Sportfachverbände dürfte viel Konfliktstoff bieten. Die Verbände sollen nämlich in fünf Gruppen eingeteilt werden, denen dann abgestuft zwischen 25.000 und 600.000 Euro jährlich zukommen sollen.
Dabei wird zukünftig nicht nur die Leistung der jeweiligen Sportler, sondern auch die Effizienz der Verbandsarbeit selbst bewertet. "Weg vom Gießkannenprinzip, hin zu einem leistungsbezogenen Modell", lautet auch Darabos' Devise. Das Geld müsse "unten an der Basis" ankommen, so der Minister. Darabos verwies freilich auch auf jüngst aufgetretene "Missbrauchsfälle wie das ÖOC" und die Kritik des Rechnungshofes am bestehenden System, was die im Jahr 2009 eingeleitete Reform noch nötiger mache.
In den Augen der Experten bietet auch die Verwaltung großes Verbesserungspotenzial. Sie soll mittels des "One-Stopp"-Prinzips vereinfacht werden. Dazu müsse auf Ebene der Akteure eine "Flurbereinigung" und Schärfung der Aufgabenstellung stattfinden. Zudem sieht der Vorschlag die Schaffung einer öffentlichen Datenbank der vergebenen Fördergelder vor, die für Transparenz sorgen soll.
Derzeit prüft die Bundessport-Organisation das Expertenpapier. Deren Beurteilung soll dann gemeinsam mit jener der Zuständigen in den Parlamentsparteien und den Dachverbänden die Grundlage für das neue Sportförderungsgesetz bilden. Der Beschluss im Parlament ist für den heurigen Herbst geplant. Inkrafttreten soll das Gesetz mit 1. Jänner 2012.
Von Peter Haubner, ÖVP-Sportsprecher und Präsident der Sport-Union, kam Zustimmung zu dem Reformpapier. "Wir begrüßen den gemeinsamen Weg, den Bundesminister Darabos mit dem Sport einschlägt. Die Vorschläge der Experten aus dem Sport weisen in die richtige Richtung", betonte Haubner in einer Aussendung. Er begrüße die präsentierten Ansätze wie die mehrjährige Planungssicherheit für die Verbände bei erhöhter Transparenz, die inhaltliche Erfolgsmessung und vereinfachte Verwaltungsabläufe, so Haubner weiter.
Auch der SP-nahe Sportdachverband ASKÖ reagierte positiv. "In dem Expertenbericht stehen eine Reihe von sehr sinnvollen Verbesserungsmaßnahmen, die eine gute Grundlage für ein zukünftiges Bundes-Sportförderungsgesetz bilden", teilte ASKÖ-Präsident Peter Wittmann mit. Er freue sich daher auf die nun folgenden sportpolitischen Gespräche zwischen Sportministerium und den Verbandsvertretern.