abendblatt.de: IOC wählt Ringen auf die Shortlist ...

#191 von Olympia ( Gast ) , 30.05.2013 22:18

unter vom 30.05.13

Ringer hoffen nach Etappensieg ums olympische Überleben

Ringen hat im Kampf ums olympische Überleben noch eine Chance bekommen, Baseball/Softball darf auf seine Rückkehr und Squash auf sein Debüt hoffen.

St. Petersburg. Nach dem Etappensieg im olympischen Überlebenskampf wollen die Ringer schön auf dem Boden bleiben. Freude ja, Euphorie nein, schließlich gibt es noch viel zu tun. "Das erste Spiel haben wir gewonnen, aber es kommt noch eines", sagte Nenad Lalovic, Präsident des Weltverbandes FILA, nachdem die IOC-Exekutive in St. Petersburg Ringen zusammen mit Baseball/Softball und Squash auf die Shortlist der neuen Events für 2020 gesetzt hatte. 106 Tage nach dem vorläufigen Aus durch das Internationale Olympische Komitee hat die Traditionssportart aber zumindest einen kräftigen Schub bekommen.

Vieles spricht dafür, dass Ringen bei der 125. IOC-Session am 8. September in Buenos Aires zu den 27 feststehenden Sportarten für die beiden nächsten Spiele addiert wird. Damit wäre beim Abschied von IOC-Chef Rogge die von ihm propagierte Programmreform gescheitert. Rogge wollte eine alte Sportart durch eine neue ersetzen. Nun könnte nur noch Squash seine Olympia-Premiere feiern. Keine Chance auf den Platz bei Olympia 2020 hatten in der letzten Ausscheidungsrunde Karate, Klettern, Wushu, Rollschuhsport und Wakeboarden.

Die klassische Sportart Ringen hatte nach ihrer 30-minütigen Präsentation hinter verschlossenen Türen gleich im ersten Wahlgang mit 8 von 14 Stimmen die erforderliche einfache Mehrheit bekommen. Baseball/Softball im Duell mit Karate (9:5) sowie Squash im letzten Wahlgang mit 8 Stimmen vor Wushu (4) und Klettern (2) folgten. Kommt es für das favorisierte Ringen dennoch anders in Buenos Aires, wo am 7. September auch die Olympiastadt 2020 (Istanbul, Madrid oder Tokio) und drei Tage später ein Rogge-Nachfolger gewählt wird (neben Thomas Bach noch fünf Kandidaten), würde der weltweite Proteststurm der starken Ringer-Lobby wohl neue Höhen erreichen. Dieser hatte sich entfacht, nachdem das IOC den Sport im Februar nach einer umfassenden Studie nach 39 Kriterien aussortiert hatte.

Selbst die politischen Rivalen Russland, Iran und die USA hatten sich verbündet und waren Seite an Seite Sturm gelaufen. Vieles spricht dafür, dass vor allem dieser weltweite Kampf der starken Ringer-Lobby über alle politischen Gegensätze hinweg Früchte getragen hat. Nenad Lalovic glaubt aber auch, dass die eingeleiteten Reformen ein Schlüssel für die Berücksichtigung waren: "Das IOC hat verstanden, was wir gemacht haben. Offenbar trauen sie uns zu, dass wir noch mehr tun können." "Aber", so führte der Serbe weiter aus, "wir hätten früher handeln müssen. Dann wären wir wahrscheinlich gar nicht in dieser Situation."

IOC-Chef Rogge gab sich mit dem Ausgang in St. Petersburg zumindest äußerlich zufrieden. "Es war keine leichte Entscheidung, aber ich denke, meine Kollegen haben eine gute Entscheidung getroffen", sagte der Belgier und wünschte den drei ausgewählten Sportarten "viel Glück". DOSB-Präsident Thomas Bach meinte: "Das ist eine gute Mischung aus Mannschaftssport, Spielsport und Kampfsport." Der IOC-Vize ergänzte: "Ringen hat seine Reformen sowohl bei der sportlichen Regel als auch in der Führung des Weltverbandes überzeugend vorgestellt. Auch andere Sportarten haben gute und interessante Angebote gemacht, die gilt es weiterzuentwickeln."

Fast euphorisch reagierte Manfred Werner, Präsident des Deutschen Ringer-Bundes (DRB): "Wir freuen uns, dass wir auf der Shortlist für Buenos Aires sind, bleiben vorsichtig optimistisch und weiter auf Reformkurs." Binnen drei Monaten war die antike Sportart nach dem überraschenden Rausschmiss aus dem Dornröschenschlaf erwacht, schickte ihren trägen Weltverbandspräsidenten Rafael Martinetti (Schweiz) in die Wüste. "Unter Martinetti hat offensichtlich jede Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem IOC gefehlt", sagt Werner. Auf der FILA-Sondersitzung am 18. Mai wurde Interims-Chef Lalovic zum Präsidenten gewählt. Dieser vergeudete keine Zeit, trat in regem Kontakt zu Rogge und wurde gemeinsam mit Werner auch beim potenziellen Rogge-Nachfolger Thomas Bach vorstellig. Die Wettkampfregeln wurden im Handstreich modernisiert. Künftig sollen die starken Männer ihr Muskelspiel im Scheinwerferlicht mit nacktem Oberkörper zu Musik demonstrieren. Eine Frau wird einen Vizepräsidenten-Posten erhalten, eine Athletenkomission soll entstehen.


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Olympia

spiegel.de: Bedrohte Olympia-Disziplin Ringen: "Das gefällt nicht jedem, wenn Männer sich betatschen" ...

#192 von Olympia-Aus ( Gast ) , 31.05.2013 10:13

unter spiegel.de vom 29-05-2013

Bedrohte Olympia-Disziplin Ringen: "Das gefällt nicht jedem, wenn Männer sich betatschen"

Das Ringen ist als olympische Sportart bedroht. Fernsehreporter Klaus Angermann hat den Sport über Jahrzehnte begleitet. Der frühere ZDF-Experte spricht über TV-Quoten, Funktionäre mit der Machete und die Faszination des Zweikampfs.


Es wird ernst für die Ringer. Ab Mittwoch trifft sich die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees in St. Petersburg - und die olympische Zukunft der Sportart wird einen Schwerpunkt der dreitägigen Beratungen bilden. Der IOC-Beschluss aus dem Januar, Ringen ab 2020 von den Sommerspielen zu verbannen, steht noch einmal auf dem Prüfstand.

Ringen nicht mehr olympisch - für Klaus Angermann wäre das eine Katastrophe. Der heute 74-Jährige begleitet den Sport als Reporter seit gut 50 Jahren. Jahrelang war der ZDF-Journalist die Fernsehstimme des Ringens. Und noch heute als Ruheständler findet man ihn am Wochenende als Beobachter am Mattenrand.

SPIEGEL ONLINE: Herr Angermann, das IOC will Ringen für 2020 aus dem olympischen Programm streichen, weil es nicht mehr zeitgemäß und im Fernsehen nicht mehr vermittelbar sei. Ist Ringen einfach out?

Angermann: Ringen wird kein Renner werden wie Biathlon, man kann es auch nicht jede Woche übertragen. Aber es hat seine telegene Daseinsberechtigung.

SPIEGEL ONLINE: Aber hat das IOC mit seiner Einschätzung nicht recht? Die komplizierten Regeln, die merkwürdigen Kampfrichterentscheidungen…

Angermann: Es war höchste Zeit, dass sich was ändern musste, aber doch nicht gleich die Totaloperation. Ringen hat sich teilweise schon sehr verstaubt präsentiert, selbst für das Fachpublikum kaum zu verstehen. Aber ein feines Messer hätte es auch getan statt der Machete.

SPIEGEL ONLINE: Im Ringerweltverband beeilt man sich nun, schnelle Reformen beim Regelwerk anzukündigen. Reiner Aktionismus, oder hat man die Warnung verstanden?

Angermann: Die Androhung, aus Olympia zu verschwinden, war genug Motivation. Der frühere Verbandschef Martinetti, ein ehemaliger Kampfrichter, war mit der Modernisierung überfordert. Aber es gab auch genügend Kopfnicker um ihn herum, die alles abgesegnet haben. Und es gab jedes Jahr neue Regeln, das hat dem Sport nicht gutgetan.

SPIEGEL ONLINE: Und das soll sich jetzt alles rasch ändern? Klingt nicht besonders glaubwürdig.

Angermann: Es muss sich ändern. Gerade, was das griechisch-römische Ringen angeht. Im Freistil ist viel Bewegung, aber im griechisch-römischen Kampf stagniert die Entwicklung. Vielleicht muss man sogar den Mut haben zu sagen: Wir verzichten künftig auf Griechisch-Römisch. Auch andere Sportarten wie der Moderne Fünfkampf haben sich radikal erneuert, um den olympischen Status zu erhalten.

SPIEGEL ONLINE: Was soll eigentlich Kinder und Jugendliche am Ringen faszinieren?

Angermann: Das ist der Zweikampf der Männer, der Muskeln, der Grifftechnik, des Geistes auch. Es geht nicht nur um pure Kraft. Das gefällt natürlich nicht jedem, wenn Männer sich betatschen. Es ist vermutlich schwer, es Außenstehenden begreiflich zu machen. Sie sollen es sich anschauen und spüren. Dann wird man mitgerissen.

SPIEGEL ONLINE: Sie haben seit mehr als 50 Jahren mit dem Sport zu tun. Wie sind Sie zum Ringen gekommen?

Angermann: Ich habe Anfang der sechziger Jahre bei der Zeitung in Aschaffenburg gearbeitet, dort war Ringen damals sehr hoch angesehen. Es gab mehrere Bundesliga-Vereine, da wurde man zwangsläufig ans Ringen herangeführt. Dann kam ich 1963 zum ZDF, und es stand eine deutsche Meisterschaft an in Schifferstadt. Wim Thoelke, unser damaliger Sportchef, schaute in die Runde, wer das übernehmen könne, und kam dabei auf mich. So fing es an, und ich bin dabei geblieben.

SPIEGEL ONLINE: Zu Ihrer Zeit gab es Ringen regelmäßig im Fernsehen. Und heute? Keine Minute mehr.

Angermann: Das lag sicher auch an mir, denn ich habe mich beim ZDF immer fürs Ringen starkgemacht. Wenn ich im Programm sah, dass Ringen fehlt, dann wurde in Redaktionskonferenzen diskutiert. Das ist wohl heute nicht mehr so. Da erlaube ich mir auch eine leise Kritik an meinen früheren Kollegen: Ganz so, wie es heute im Fernsehen geschieht, sollte man eine noch olympische Sportart denn doch nicht vergessen.

SPIEGEL ONLINE: In Deutschland dominiert der Fußball, Nischensport findet immer seltener statt. Kann man an dieser Entwicklung nichts ändern?

Angermann: Alle vier Jahre, wenn wieder Olympische Sommerspiele sind, bekommen wir die ganze Palette des Sports geboten, und alle finden es ganz, ganz prima. Gewichtheben, Badminton, Volleyball - außerhalb des Großereignisses Olympia sieht man diese Sportarten kaum noch. Ich verstehe das Dilemma der Leute beim Fernsehen. Da wird nicht nach Liebhaberprozenten gerechnet, sondern knallhart nach Quote und marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten. Aber es ist schade, dass es so gekommen ist.

SPIEGEL ONLINE: Es ist ein Unterschied, ob man beim Fernsehen so denkt oder beim IOC. Das IOC muss sich ja nicht als Erstes nach TV-Quoten richten.

Angermann: Und dann noch auf Kosten der großen Tradition. Es ist entwürdigend, das Ringen nun bei der Präsentation in St. Petersburg in die olympische Hoffnungsrunde zu schicken gegen Softball oder Hallenklettern. Es mag ja schön sein, wie ein Äffchen einen Felsen hochzuklettern, aber das kann doch keine Alternative sein zu einer Sportart, die die Olympischen Spiele seit der Antike geprägt hat. Oder man macht nur noch moderne Spiele - aber dann sollte man nicht mehr den Namen Olympia benutzen.

SPIEGEL ONLINE: Es gibt seit dem IOC-Beschluss eine große politische Bewegung, das Ringen zu erhalten: eine ungewöhnliche Koalition aus Leuten wie Putin, Rumsfeld, Ahmadinedschad - nicht unbedingt die Allianz der Sympathieträger, aber doch einflussreich. Wird das etwas bewirken?

Angermann: Die Politiker sind für mich ein bedeutendes Ausrufezeichen. Da gibt es einen Schulterschluss, der das IOC beeindrucken wird. Einen Herrn Putin als Gegner zu haben, ist auch in der Sportpolitik nicht so gut. Und im IOC stehen in diesem Jahr wichtige Wahlen an. Da werden einige Herren auch dran denken.

SPIEGEL ONLINE: DOSB-Präsident Thomas Bach bewirbt sich im Herbst um den IOC-Vorsitz. Wie wird er sich verhalten? Er kommt ja als ehemaliger Fechter selbst aus einer Traditionssportart, die ähnlich komplizierte Regeln hat.

Angermann: Fechten ist für den Zuschauer wahrscheinlich noch undurchdringlicher. Aber diese Sportart hat die entsprechende Lobby, und das ist ja auch gut so. Fechten hat ja genauso seinen Platz in der olympischen Palette wie Ringen. Ich hoffe, dass Bach ein guter Verwalter der deutschen Ringer-Interessen ist.

SPIEGEL ONLINE: Hat Ringen in Deutschland noch eine Zukunft?

Angermann: Wir sollten nicht mehr davon träumen, dass wir eine große Ringernation werden. Die Zeiten sind vorbei. Aber in den Ringerregionen in der Pfalz, Bayern oder in Baden-Württemberg, da wird der Sport immer noch von Generation zu Generation weitergegeben, wo die Kinder beim Raufen auf der Matte den fairen Umgang miteinander lernen. Das macht mir Hoffnung.

Die Fragen stellte Peter Ahrens



Quelle, Fotos, Infos, Meinungen unter spiegel.de

Olympia-Aus


theeuropean.de : „Viele Pädophile halten sich für Wohltäter“...

#194 von theeuropean ( Gast ) , 12.06.2013 20:51

Das Debatten-Magazin ... theeuropean.de

„Viele Pädophile halten sich für Wohltäter“

„Missbrauch gibt es heute und wird es geben“

Jürgen Lemke therapiert seit Jahren Pädophile und Missbrauchsopfer. Mit Sebastian Pfeffer spricht er darüber, wie der Zeitgeist unter 68ern und Grünen die Pädophilie fast salonfähig machte. Der Psychotherapeut gibt Einblick in eine verstörende Welt, deren Existenz von der Gesellschaft auch heute noch mehrheitlich ignoriert wird.

The European: Herr Lemke, wie kann man heute verstehen, dass in den 70er- und 80er-Jahren verschiedene Gruppen für den legalen Kindesmissbrauch eintreten konnten und es keinen Aufschrei gab?
Lemke: Diese Gruppen propagierten ja nicht dezidiert „Kindesmissbrauch“, sie verkehrten die Sache ins Gegenteil und behaupteten: „Auch Kinder haben ein Recht auf Sexualität mit Erwachsenen und wollen das.“ Selbstbewusst erklärten sie sich zu Befreiern der unterdrückten Kinder, und ernannten sich zu „wahren Kinderfreunden“.

The European: Und im Zeitgeist der 68er-Bewegung hat das verfangen?
Lemke: Viele sexuelle Tabus wurden gekippt, und die Pädophilie gleich mit. So einen radikalen Bruch mit dem Althergebrachten gab es davor noch nicht. So dass die Pädophilen sich als „Revolutionäre“ erlebten und dementsprechend auftraten. Nicht nur in der Bundesrepublik, auch in anderen Ländern wurde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Außer in ominösen Geschichten über die alten Griechen, bei denen Pädophilie angeblich gang und gäbe war, wurde Sex mit Kindern in allen Epochen der Menschheit mit Strafen belegt. Den Umbruch 1968 nutzten die Pädophilen und sprangen im Windschatten der sexuellen Revolution auf den fahrenden Zug. Trittbrettfahrer – wenn man so will.

The European: Dass Pädophile ihre Neigung selbst ins Positive verkehrt haben, ist das eine. Die andere Frage ist aber, warum diejenigen, die bei sexueller Befreiung nicht an Kinderkörper dachten, das hingenommen haben.
Lemke: Damals wurde in allen Schichten ausgeblendet, dass Kinder Opfer von Übergriffen Erwachsener sind. Mit dem größten Selbstverständnis wurden Kinder auf dem Weg zum Erwachsenen – bis weit ins 20. Jahrhundert hinein – gezüchtigt und geschlagen. Die 68er, die eine neue Gesellschaft vor Augen hatten, auch für Kinder, boten Pädophilen viele Jahre eine politische Plattform. Sie wollten, insbesondere ihre führenden Köpfe, nicht gleich wieder neue Verbote und Restriktionen erlassen.

„Wenn ein Kind nicht mitmachen wolle, könne es doch Nein sagen“

The European: Kinder waren in gewisser Weise das Bauernopfer der sexuellen Revolution?
Lemke: Eine Mutter, deren Sohn lange bei mir in Therapie war, war in den Siebzigern darauf stolz, dass ein Lehrer sich in ihren Sohn „verliebte“ und Sexualität einforderte. „Mein Unwohlsein darüber“, das sagt sie heute, „habe ich damals verdrängt, weil ich keine rückständige Mutter sein wollte.“ Im Grunde opferte sie den eigenen Sohn für eine Ideologie, die im Namen des Fortschritts das Zusammenleben neu regeln wollte.

The European: Bei den Grünen mündete die Akzeptanz der Pädophilie gar in finanzieller Unterstützung entsprechender Gruppen.
Lemke: Das Besondere war tatsächlich die parteipolitische Heimat, die die Partei den Pädophilen so lange bot. Die Denkweise war aber kein reines Grünen-Phänomen, die entsprach dem damaligen Zeitgeist.

The European: Eine Gründungsgrüne, Eva Quistorp, hat auf The European geschrieben, sie habe schon damals den Parteivorstand bekniet, etwas gegen die SchwuPs und ähnliche Gruppen zu unternehmen. Es sei ja auch nicht so gewesen, dass die Grünen einfach alles akzeptiert hätten. Gegen Vereinnahmungen von rechts setzte man sich ja zur Wehr, gegen Pädophilie jedoch nicht.
Lemke: So abstrus das heute klingt, aber in allen Schichten der Bevölkerung gab es unter Erwachsenen den unausgesprochenen Konsens, Sex zwischen Kindern und Erwachsenen schade einem Kind nicht. Und wenn ein Kind nicht mitmachen wolle, könne es doch Nein sagen. Dass Kinder das oftmals nicht können, eben weil sie Kinder sind, wurde ebenso vom Tisch gefegt wie die Tatsache, dass sexuelle Kontakte mit Erwachsenen schwerwiegende Eingriffe in die psychosexuelle Entwicklung von Kindern sind.

The European: Welche Rolle spielte das öffentliche Bild des Pädosexuellen? Heute ist das Bild sehr negativ konnotiert. Kinderschänder sind das Letzte, man denkt an ungepflegte Männer, die auf Spielplätzen Schokolade verteilen. Hat eine eher positive Konnotation in den 70er- und 80er-Jahren zu der größeren Akzeptanz beigetragen?
Lemke: Mitte der 90er-Jahre veröffentlichte der renommierte Wissenschaftler Prof. Rüdiger Lautmann ein Buch, in dem er zwischen „guten“ und „schlechten“ Pädophilen unterscheidet. Die guten kümmern sich, fördern Kinder, insbesondere solche aus sozial schwachen Familien. Die schlechten benutzen sie ausschließlich zur Triebbefriedigung. Aus meiner Sicht ein missglückter Versuch, das sich in den Neunzigern wieder negativ einfärbende öffentliche Bild der Pädophilen zu korrigieren. Pädophile beteuern bis heute: „Ich habe aus dem Jungen etwas gemacht, bei den Verhältnissen in seiner Herkunftsfamilie hätte er sein Leben niemals aus eigener Kraft bewältigt. Ich war immer rücksichtsvoll. Wollte er keinen Sex, habe ich sein Nein respektiert.“

Ein Therapieziel besteht darin, dem Klienten begreifbar zu machen, „die Förderung“, die ja oftmals nicht von der Hand zu weisen ist, ist für das Kind das Äquivalent, das es erhält, weil es sich sexuell benutzen lässt. Dass der Pädophile Schäden in der psychosexuellen Entwicklung des Kindes anrichtet, ist für den erwachsenen Täter noch schwerer zu begreifen. Die meisten halten sich tatsächlich für „unverstandene Wohltäter“.
„Cohn-Bendits Äußerungen waren verantwortungslos“

The European: Wird mit solcher „Fürsorge“ das eigene Gewissen beruhigt?
Lemke: Aber ja. Die Intensität des pädophilen Begehrens ist vergleichbar mit dem Begehren anderer sexueller Orientierungen. Neulich beschrieb in meiner Therapiegruppe ein Klient einen Zehnjährigen, als ginge es um einen künftigen Nobelpreisträger. Was der alles schon konnte, und überhaupt. Grundsätzlich ist die Wahrnehmung eines Kindes durch Pädophile extrem verzerrt. Die Verklärung des Kindes ist der zum Scheitern verurteilte Versuch, das Gefälle zwischen Kind und Erwachsenem zu überbrücken.

The European: Der Grüne Daniel Cohn-Bendit schrieb damals: „Mein ständiger Flirt mit den Kindern nahm erotische Züge an. Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln. Das stellte mich vor Probleme. Aber wenn sie darauf bestanden haben, habe ich sie dennoch gestreichelt.“ Das Kind wird mit dem Erwachsenen auf eine Stufe gestellt. Wie klingt das für Sie als erfahrenen Therapeuten?
Lemke: Das höre ich ständig: „Wollte das Kind nicht, habe ich es in Ruhe gelassen. Ich habe es nur getan, wenn das Kind es auch wollte.“ Sie reden, als würden sie dem Kind einen Gefallen tun, weil es sich nach sexuellen Kontakten mit einem „reifen Menschen“ sehnt. Viele Pädophile verstehen sich als eine Art „Entwicklungshelfer für Kinder“. Letztendlich sind das alles Rechtfertigungskonstrukte, um ihrem Verhalten einen tieferen Sinn zu geben. Ich unterstelle Cohn-Bendit nicht, pädophil zu sein. Aber seine Äußerungen damals waren in jedem Fall verantwortungslos. Womit wir eigentlich schon wieder beim damaligen Zeitgeist sind.

The European: Heute bezeichnet Cohn-Bendit seine Sätze als „Provokation“. War es das damals überhaupt?
Lemke: Vorausgesetzt, es war seine Absicht, dann frage ich mich, was wollte er. Einen Einstieg in eine Diskussion zum Thema Kindesmissbrauch ganz bestimmt nicht. Die Medien sollten an dieser Stelle sich an der eigenen Nase ziehen, und selbstkritisch fragen, warum sie Jahrzehnte brauchten, um das Thema Pädophilie aufzugreifen.

The European: Wie wurde das Thema denn von der Presse behandelt?
Lemke: Die „taz“ war lange Sprachrohr der Pädophilen. Noch 2007, als ich zusammen mit dem Journalisten Manfred Karremann dessen Buch „Es geschieht am helllichten Tag“ in der Urania in Berlin vorstellte, zündeten Pädophile eine Stinkbombe, brüllten uns nieder und sprengten die Veranstaltung. Von den Medien, die ansonsten die Flöhe husten hören, kam nicht die geringste Reaktion. Noch 2007 wurde Pädophilie auch in den sogenannten seriösen Medien als Kavaliersdelikt behandelt.

The European: Und in der Gesellschaft insgesamt?
Lemke: Man kann es nicht auf Linke begrenzen, die Konservativen haben Missbrauch und die kindlichen Opfer auf ihre Weise ignoriert und damit Täterschutz betrieben. Nach Offenlegung der Skandale in der Odenwald-Schule und kirchlichen Bildungseinrichtungen wurde gemauert und vertuscht, was das Zeug hält. Grundsätzlich nach dem Muster: Kollegenschutz geht vor Opferschutz. Es war geradezu grotesk, die Konfrontationen verliefen in einer Atmosphäre, in der die Täter sich von ihren ehemaligen Schülern als verraten und denunziert erlebten. Dieses Gefühl wurde dadurch verstärkt, dass die von den Opfern in die Verantwortung gedrängten derzeitigen Führungskräfte die Aufarbeitung – freundlich ausgedrückt – nur halbherzig betrieben.

„Es passierte und passiert noch heute auch im kleinsten Nest“


The European: Glauben Sie, dass die Gesellschaft nach den Enthüllungen von 2010 wirklich sensibler geworden ist?
Lemke: Ja. Aus meiner Sicht hat der Runde Tisch „Sexueller Missbrauch“ in der Gesellschaft ein Paradigmenwechsel in der Sicht auf die Opfer von Missbrauch ermöglicht. Wenn Johannes-Wilhelm Rörig, der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung zur Aufarbeitung von Sexuellem Missbrauch, sagt, „wir stehen erst am Anfang der Aufarbeitung“, dann ist das ernst zu nehmen. Die Gefahr, dass das Thema wie ein Strohfeuer erlischt, besteht noch. Überhaupt ist dem Runden Tisch und den daraus resultierenden Nachfolgeeinrichtungen zu verdanken, dass das Thema flächendeckend angesprochen wurde.

The European: Ist ein Grund für die größere Aufmerksamkeit zynischerweise der, dass die Opfer inzwischen keine Kinder mehr sind?
Lemke: Jetzt reden Erwachsene, die aus der Mitte der Gesellschaft kommen – Anwälte, Ärzte, Lehrer – die in der Lage sind, ihre Anliegen so zu formulieren, dass die Politik reagieren muss. Wurde sexueller Missbrauch bis dato als „Schmuddelthema“ am Rand der Gesellschaft verortet, müssen Parteien und gesellschaftlichen Organisationen sich jetzt damit befassen, sind die Opfer doch nicht mehr zu überhören und zu übersehen. Wie auch immer, die Gesellschaft kommt an den Missbrauchsopfern nicht mehr vorbei. Ein Grund dafür, dass das Thema im Moment nicht in den Schubladen verschwindet, ist die vor der Tür stehende nächste Wahl. Mal sehen, wie es danach weitergeht.

The European: Warum war das früher anders? Es gibt doch kein Dorf, keinen Bezirk und keine Stadt, in der nicht die Gerüchte von dem Lehrer, Trainer oder Nachbarn die Runde machen …
Lemke: Es passierte und passiert noch heute auch im kleinsten Nest. Nur wurde es so gut wie nie als Missbrauch benannt. Weil es unter der Decke gehalten wurde, war die Sprache ungenau.

The European: Pädophilie gab es schon immer und wird es wohl immer geben. Ist das auch ein Grund, warum die gesellschaftliche Auseinandersetzung damit so schwer fällt? Man wird das Problem nicht beseitigen können.
Lemke: Ich therapiere seit Jahrzehnten mit dem Ziel, den Klienten zu befähigen, mit seiner Neigung zu leben, ohne straffällig zu werden. Im Grunde geht es dabei um so etwas wie Einsamkeitsmanagement. Die Fragestellung lautet doch: Wie können Menschen, die mit einem von der Gesellschaft unter Strafe gestellten Begehren „geschlagen“ sind, das sie nicht frei wählen konnten, so wie alle anderen Formen des sexuellen Begehrens auch nicht, ein zufriedenes Leben führen?

The European: Wie kann man sich die Therapie vorstellen?
Lemke: Insbesondere die Auseinandersetzungsprozesse zwischen den Gruppenmitgliedern halte ich für äußerst wichtig. Eine Voraussetzung für den Missbrauch ist das Ausblenden der Bedürfnisse des Opfers. Es geht zunächst um das Bewusstmachen, wie das Kind die Übergriffe erlebt, und welche möglichen Schäden für seine psychosexuelle Entwicklung auftreten können. Ein Beispiel: Ich führe die acht Gruppenmitglieder mit der Frage „Ist ein zehnjähriger Junge bzw. ein Mädchen an Geschlechtsverkehr mit einer erwachsenen Person interessiert?“ in eine Auseinandersetzung, in der alle Gruppenmitglieder sich äußern müssen. Ich erhalte verschiedene Antworten auf meine Fragestellung, worüber die Gruppenmitglieder sich unter meiner Führung auseinandersetzen. Was sie untereinander sagen, ist oftmals wichtiger als das, was ich da vorn sage.

Das Beispiel ist ein Moment aus einem komplexen Therapieprogramm, das über einen Zeitraum zwischen 2,5 bis 3 Jahren läuft. Die meisten Klienten, nicht alle, begreifen in dieser Zeit, was sie ihren kindlichen Opfern tatsächlich angetan haben und warum. Sie lernen, wie sie sich am besten vor einem Rückfall schützen können.

„Bei uns stand seit 1987 kein Einziger vor der Tür“

European: Teilweise bestehen noch Jahre später Kontakte zwischen Tätern und Opfern. Wie ist das möglich?
Lemke: Ein Klient berichtete von einem intensiven, anhaltenden Kontakt mit einem Mann, den er als Kind missbraucht hatte. Inzwischen ein im Leben stehender Familienvater mit zwei pubertierenden Söhnen. Meiner Bitte, diesen Mann in eine der nächsten Einzeltherapiestunden mitzubringen, kam er nach. Vor mir saß ein sichtbar aufgeregter Mensch, dem die Situation recht unangenehm war. Auf meine Nachfrage bestätigte er die Behauptungen meines Klienten. Auf meine Frage, warum er seine zwei Söhne, die jetzt in dem gleichen Alter seien, nicht auch meinem Klienten anvertraue, erhob er sich, und verließ wortlos den Raum.

The European: Weiß man, woher Pädophilie kommt?
Lemke: Es gibt verschiedene Erklärungen. Von genetischer Disposition, über psychoanalytische Erklärungsmuster, kulturelle Überformungen etc. Letztlich tappen wir alle im Dunklen – wie so oft – wenn es um die Erklärung geht, wie die verschiedenen Formen des sexuellen Begehrens entstehen. Wer kann denn erklären, warum der oder die eine heterosexuell, andere homosexuell, und noch andere pädosexuell werden?

The European: Wenn jemand nicht von sich aus eine Therapie beginnt, bevor er übergriffig geworden ist, kann die Therapie immer erst im Nachhinein ansetzen.
Lemke: Es gibt Pädophile, die sagen: „Ich muss unbedingt therapiert werden.“ Allerdings stand in unserer Einrichtung, die seit 1987 existiert, noch kein Einziger vor der Tür, der „bitte helfen Sie mir“ sagte.

„Missbrauch gibt es heute und wird es geben“

The European: Daraus ergibt sich ein Kommunikationsproblem. Wenn man aufklären will, und sagt: „Pädophilie existiert überall“, dann erwartet die Gesellschaft auch, dass es entsprechende Lösungen gibt.

Lemke: Eine wirkliche Lösung kennt keiner. Ich denke, Therapie sollte möglichst früh ansetzen, am besten schon im jugendlichen Alter, wenn die Entwicklung der sexuellen Orientierung noch nicht abgeschlossen ist. Die Erarbeitung künftiger Lösungsansätze muss unbedingt aus der Perspektive der Opfer erfolgen, der Schutz der Kinder ist über die Bedürfnisse der Erwachsenen zu stellen, und an Orten, wo Kinder und Erwachsene aufeinandertreffen, ist der Kinderschutz über Kenntnis und Transparenz zum Thema Pädosexualität durchzusetzen. Ob in Schulen, Sportvereinen, Heimen oder Internaten, allen erwachsenen Mitarbeitern, die mit Kindern arbeiten, muss bereits bei der Einstellung vermittelt werden, die Einrichtung kennt sich aus zum Thema und schützt die Kinder vor Übergriffen von Pädosexuellen. Es geht nicht um einen Generalverdacht bei der Einstellung neuer Kollegen, Übergriffe sollen verhindert werden, indem die Einrichtungen gemeinsam mit Fachleuten Schutzkonzepte erarbeiten, und die mit Kompetenz und Konsequenz umsetzen.

The European: Kann die Debatte um die 70er- und 80er-Jahre jetzt helfen?
Lemke: Das gesellschaftliche Bewusstsein wird geschärft, die Klischees in den Köpfen werden durch eine realistische Sicht ersetzt – hoffentlich. Sicher ist, dafür werden Kenntnisse und die Bereitschaft benötigt, die erstellten Schutzkonzepte in der alltäglichen Arbeit mit den Kindern umzusetzen.

The European: Die Grünen sind bei ihrer Aufarbeitung in der vergleichsweise komfortablen Situation, dass es sich tatsächlich um ein Problem der Vergangenheit handelt. Oft ist es das aber, beispielsweise in der katholischen Kirche, eigentlich nicht.
Lemke: Nur wenn die Aufarbeitung als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begriffen und gehandhabt wird, ist sie erfolgreich. Es ist kein Problem der 70er- und 80er-Jahre – Missbrauch gibt es heute und wird es geben, auch weiterhin in Institutionen. Es gibt ja schon diesen Überdruss, der zu vernehmen ist: Ich kann das Thema schon nicht mehr hören! Man kann aber keinen Schlussstrich ziehen. Pädophile sind Mitglieder der Gesellschaft, und es gibt sie in allen Schichten der Gesellschaft.

Gespräch von Sebastian Pfeffer mit Jürgen Lemke
12.06.2013


Quelle theeuropean.de

theeuropean

kleinezeitung.at: Die Krankheit wegklettern ...

#195 von ÖSTM ( Gast ) , 16.06.2013 07:24

unter kleinezeitung.at vom 14.06.2013


Die Krankheit wegklettern

Nina und Thomas Lach greifen in Mitterdorf nach den Titeln.

KLETTERN. Nina Lach sagt heute nicht nur ihren Konkurrentinnen den Kampf an. Die 17-jährige Grazerin will bei den österreichischen Staatsmeisterschaften in den Disziplinen Speed und Vorstieg in Mitterdorf auch ihre Angina, die sie seit Mittwoch außer Gefecht setzt, besiegen. "Mir geht es schon besser. Ich will also unbedingt dabei sein", sagt die Kleine Zeitung-Nachwuchssportlerin. Sie tritt in Mitterdorf, wo zugleich der Austria Cup in denselben Disziplinen ausgetragen wird, im Speed an. Ihr Bruder Thomas, der den Staatsmeistertitel im Speed-Bewerb verteidigen und im Vorstieg ins Finale kommen will, unterstützt sie: "Nur die Harten kommen durch. Nina hat in schwierigen Momenten den nötigen Biss, also schafft sie das."

Der 19-Jährige ist zugleich ihr Trainer, kennt ihre Stärken dementsprechend gut. "Mit Stefanie Pichler und Alexandra Elmer hat Nina starke Gegnerinnen, sie können aber alle drei gewinnen." Dass sie durch die Krankheit geschwächt ist, ist bitter - vor allem, weil sie zuletzt mit dem zweiten Platz im Jugend-Europacup in Edinburgh groß aufgezeigt hat. Für sie hat die Saison aber ohnehin gerade erst begonnen, zu Ende geht sie hingegen für ihren Bruder. "Ich konzentriere mich nach der Staatsmeisterschaft auf die Uni." Mit dem Titel im Gepäck lässt es sich freilich besser lernen. Im Speed-Bewerb erwartet er ein Duell mit dem Vorarlberger Mark Amann. "Ich habe mich die vergangenen drei Wochen darauf vorbereitet", erzählt Thomas Lach, der in Mitterdorf auch einen neuen Österreich-Rekord anpeilt.


DANIELA KAINER



Quelle, Fotos, Infos unter kleinezeitung.at

ÖSTM

welt.de: Warum die wahre Muckibude in Stein gehauen ist ...

#196 von Muckibude ( Gast ) , 16.06.2013 19:00

Von Philipp Laage vom 12.06.13 unter welt.de

Warum die wahre Muckibude in Stein gehauen ist

Kletterer fallen nicht eben durch üppige Oberarme auf. Ihr Training gilt effizienteren Muskeln, denn die müssen das gesamte Körpergewicht bewegen. Anfänger spüren zunächst vor allem ihre Unterarme.

Junge Männer mit antrainierter Brust und dickem Bizeps werden gern mal "Disco-Pumper" genannt. Der Begriff unterstellt, dass diese Herren vor allem die sichtbaren Muskeln aufbauen, um im Tanzlokal ihrer Wahl Eindruck zu schinden. Das einseitige Training ist aber selten gesund. Oft bleibt der Rücken unterentwickelt, es kommt zu Haltungsschäden. Wer Kraft und Fitness auf gesunde Weise steigern will und Fitnessstudios eher grausig findet, für den könnte Klettern eine Alternative sein.

"Klettern ist ein komplexer Kraftsport und kann alle Bereiche der körperlichen Fitness steigern", sagt der Sportkletterer Jürgen Reis aus Dornbirn in Österreich. Und der ehemalige deutsche Bouldermeister und Kletterweltcup-Sieger Christoph Finkel ergänzt: "Klettern ist eine allumfassende, ganzheitliche Trainingsmethode."

Wer mit dem Klettern beginnt, wird nach dem ersten Tag in der Halle vor allem seine Unterarme spüren. Klettern trainiert aber auf lange Sicht die gesamte Oberkörpermuskulatur, erläutert Reis. Es stärke besonders die so wichtige Rücken- und Bauchmuskulatur, ergänzt Finkel. Es beuge damit Verletzungen des Bewegungsapparats vor.

Gutes Gefühl für die Muskulatur

Gesund ist Klettern deshalb, weil der Sportler immer im Verhältnis zu seinem eigenen Körpergewicht trainiert, wie Finkel erklärt. Der Kletterer bekomme ein gutes Gefühl für seine Muskulatur, aber auch für Koordination und Gleichgewicht. "Das sind alles Faktoren, die Wohlbefinden ausmachen."

Darüber hinaus ist das Risiko für Überbeanspruchung gering. "Viele Kletterer loten die Grenzen, die ihr Körper erreichen könnte, gar nicht aus", weiß Finkel. Es sei selten, dass sich Anfänger verletzen. "Wenn sie einen Zug probieren, der zum Beispiel zu einer ausgekugelten Schulter führen könnte, stürzen sie vorher ab." Überbelastungen gebe es eigentlich nur im Hochleistungsbereich, zum Beispiel an den Ellenbogen. "Aber für den normalen Kletterer spielt das keine Rolle."

Regelmäßige Kletterer haben eine hohe Muskelqualität, wie Reis erklärt. "Es gibt Leute, die sehen zwar irgendwie fit aus, aber einen einarmigen Klimmzug würden Sie denen nicht zutrauen. In Wirklichkeit machen die aber fünf davon." Die Muskelfasern seien gut austrainiert.

Ganze Körpermasse an der Wand

"Ein Kletterer will kein Bodybuilder sein", sagt Reis. Es gebe nur wenige Spitzenkletterer, die schwerer als 70 Kilo sind. "Der Körper merkt, dass er die gesamte Körpermasse hochziehen muss", erläutert Finkel. Er koordiniere zunächst die vorhandene Muskelmasse und reize diese optimal aus. "Deshalb gibt es kaum jemand, der bei gleicher Muskelmasse effektiv mehr Kraft hat als ein Kletterer." Beim reinen Krafttraining werde oft erst Masse aufgebaut und der Muskel dann durch weiteres Training geformt. "Beim Klettern geht das in einem."

Ein Ungleichgewicht in der Muskulatur sei damit so gut wie ausgeschlossen, so Finkel. "Es gibt keine überentwickelten Oberarme wie beim Krafttraining." Dort sei der Muskelaufbau eher isoliert. "Man geht an ein Gerät und arbeitet zum Beispiel am Bizeps."

Beim Klettern werde dagegen die gesamte Muskelkette trainiert. "Kletterer bauen nicht sinnlos Masse auf, sondern arbeiten effektiv mit ihren Muskeln." Die Muskeln seien während des Kletterns meist optimal ausgereizt. "Bodybuilder haben oft wenig Kraft bei viel Masse – beim Klettern ist es genau andersherum."

Guter Ausgleich für andere Sportarten

Gerade die Stärkung des Oberkörpers macht Klettern zu einem guten Ausgleich für andere Freizeitsportarten. "Die Belastungen beim Klettern sind immer harmonisch, immer im Fluss und nicht ruckartig", sagt Finkel. Das Training hilft vor allem, um Verletzungen durch eher einseitige Bewegungen wie etwa beim Tennis vorzubeugen.

Wer mit dem Klettern beginnen möchte, sollte sich zunächst überlegen, ob er nur bouldern oder richtig mit Seil klettern will. Beim Bouldern klettert der Sportler nur in Absprunghöhe. "Damit kann jeder sofort loslegen", sagt Andreas Bucher vom Deutschen Alpenverein (DAV) in München. "Als Ausrüstung braucht es nur Schuhe und einen Magnesiabeutel."

Die kreideartige Substanz dient dazu, dass die Finger nicht schwitzig werden – denn dann droht der Sportler abzurutschen. Für das Klettern mit Seil ist dagegen ein Sicherungskurs nötig, den der Sportler üblicherweise in einer Kletterhalle absolviert. Außerdem braucht der Kletterer einen Gurt, einen Schraubkarabiner und ein Sicherungsgerät. Die Ausrüstung kann er sich für den Grundkurs aber in der Regel erst einmal leihen.

Jede Route mit neuen Entscheidungen

Wer seine Indoor-Fähigkeiten dann weiter steigern will, brauche keine zusätzliche Ausbildung, erklärt Bucher. Wer allerdings auch an natürlichen Felsen klettern möchte, sollte entsprechende Kurse besuchen. "Draußen ist doch einiges anders und schwieriger als drinnen." Es sei dann hilfreich, sich gleichwertige Kletterpartner zu suchen, um sich gemeinsam weiterzuentwickeln.

Finkel ist davon überzeugt, dass Klettern auch viele psychologische Qualitäten hat. "Man steht ständig vor einer neuen Herausforderung, es wird nicht langweilig wie bei einer gymnastischen Übung, die man zu 100 Prozent vorbereiten kann." Jede Route konfrontiere den Kletterer mit neuen Entscheidungen. "Man kann darin versinken und denkt an nichts anderes mehr." Er ist sich sicher, dass es nicht möglich sei, in der Wand zu hängen und gleichzeitig an die Arbeit zu denken.



Quelle, Fotos, Videos, Infos unter welt.de


Link zum Kletterer Jürgen REIS, zählt in österr. Wettkletterszene noch immer zu den Besten ...

http://www.juergenreis.at/


Muckibude
zuletzt bearbeitet 16.06.2013 19:11 | Top

zeit.de: Klettern über der Andamanensee ...

#197 von Klettern ( Gast ) , 16.06.2013 19:48

unter zeit.de vom


Klettern über der Andamanensee

Auf Koh Yao Noi gibt es weiße Strände und erstklassige Kletterrouten. Trotzdem ist die südthailändische Insel unter Touristen noch ein Geheimtipp.

© Sandra Rauch

Sandstrand, Tropenwald und Felsen: Blick von den Kletterfelsen auf die Nordostküste Koh Yao Nois

Der Tropfstein liegt in der Hand wie eine Cola-Flasche mit zweieinhalb Litern Inhalt, mindestens. Annick, blonder Zopf und blaues Top, presst die Finger zusammen und umklammert den glatten Stein. Fast 30 Meter hat die französische Hobby-Kletterin der Big Tree Wall auf Koh Yao Noi schon abgerungen. Jetzt, kurz vor dem letzten Haken der Kletterroute, finden Hände und Füße kaum noch Halt. "Allez, komm schon", ruft Patrick, der Annick am Seil sichert. Neben ihm, am Fuß der orangegrauen Felswand, balancieren zwei Makaken durch die Bäume. Keine hundert Meter weiter knattert der Motor eines Fischerboots durch das türkisblaue Meerwasser. Annick atmet in kleinen Stößen, sie drückt die Beine durch und zieht sich auf einen Absatz. Geschafft. Durchatmen. "Gut gemacht", ruft Patrick von unten.

Koh Yao Noi ist ein neuer Spot für Kletterer in Südthailand. Die Insel liegt in der Phang-Nga-Bucht zwischen Krabi und Phuket. Auf nur zwölf mal zehn Kilometern Fläche bietet sie eine wilde Szenerie aus dicht bewachsenen grünen Hügeln, Gummibaumplantagen, Mangrovenwald und gewaltigen Felswänden an der Nordspitze. Hier sind in den letzten zehn Jahren 165 Routen entstanden – als Antwort auf die Überpopularität der berühmten Klettergebiete in der Umgebung.

Die südthailändische Küste bei Krabi und einige vorgelagerte Inseln sind ein beliebtes Ziel für Kletterer aus aller Welt. Riesige, mit Tropfsteinen bewachsene Kalksteinwände umrahmen hier Buchten mit weißen Sandstränden und immergrünem Tropenwald. Bekannt wurde die Landschaft im Westen vor allem durch Filme wie Der Mann mit dem goldenen Colt mit Roger Moore als James Bond oder The Beach mit Leonardo di Caprio.

Die Hobbykletterin Annick aus Frankreich in der Big Tree Wall

Die Bilder der imposanten Kalksteinformationen lockten ab Ende der 1980er Jahre Kletterpioniere aus den USA und Europa in die Region: Tagsüber kletterten sie und befestigten mit Bohrmaschinen Haken in den gigantischen Felswänden. Abends feierten sie am Strand und schliefen in Bambushütten, die thailändische Fischer für ein paar Dollar pro Monat vermieteten. Mit dieser Bergsteigerversion des Endless Summer wurde vor allem die Phra-Nang-Halbinsel bei Krabi mit den Stränden Tonsai und Railey zum Sehnsuchtsort vieler Klettertouristen – die immer zahlreicher kamen. Heute hört man hier kaum noch Bohrmaschinen, dafür hallen die Anfeuerungsrufe thailändischer Kletterlehrer die Felswände hinauf. An den Einstiegen beliebter Routen stehen die Kletterer in der Hochsaison Schlange. Es gibt Bungalows mit Klimaanlagen, eisgekühltes Bier und kostenloses W-LAN.

Auf der Suche nach neuen Wänden

Viele der einstigen Kletterpioniere sind deshalb weitergezogen, auf der Suche nach Orten, an denen man klettern und leben kann wie auf der Phra-Nang-Halbinsel vor 20 Jahren. Mark Miner aus Boulder im US-Bundesstaat Colorado etwa, der 1995 nach Phra Nang kam und half die Wände am Tonsai Beach zu erschließen. Als der Tourismus dort immer mehr zunahm, begann Miner, neue Felsen zu suchen. Er fand sie etwa eine Bootsstunde von Phra Nang entfernt, auf Koh Yao Noi.

"Als ich 2001 zum ersten Mal herkam, sprach niemand Englisch", sagt Mark Miner über die Insel. Der Mittvierziger, freier Oberkörper, lange braune Dreadlocks und thailändische Fischerhose, harkt trockene Blätter vom staubigen Weg vor seinem Haus in Tha Khao, einem Dörfchen an der Nordostküste Koh Yao Nois. Auch heute leben die 4.000 Bewohner der Insel hauptsächlich vom Fischfang und der Kautschukgewinnung. Es gibt kaum Autos, für Fahrten zum Markt oder auf die Plantagen setzt sich oft die ganze Familie zusammen auf ein Moped. "Das ruhige Dorfleben hat mich sofort verzaubert", sagt Miner. "Und die Felsen waren der Bonus." Er begann Thai zu lernen und einheimische Partner zu suchen, die ihm halfen, die schwer zugänglichen Felswände für Kletterer einzurichten. 2003 entstanden die ersten Routen, seit 2004 leben Miner und seine Frau Heather den größten Teil des Jahres auf der Insel.

Die Routen, die Mark Miner hier eingerichtet hat, gehören in den Augen vieler Kletterer zu den besten in Thailand. Trotzdem ist Koh Yao Noi immer noch eine Art Geheimtipp. Eine Wand für sich allein zu haben, ist hier kein Luxus, sondern an den meisten Tagen des Jahres ganz normal. Die Zahl der Kletterer ist überschaubar, was vermutlich daran liegt, dass es auf der Insel keinen Partyrummel gibt und der Zugang zu den Felsen schwierig ist. Einige der Wände sind nur mit dem Boot zu erreichen. Die anderen liegen im Hinterland einer abgelegenen Bucht, zu der man auf dem Landweg am besten per Moped gelangt: Über eine gefällestarke, vom Tropenregen ausgewaschene Urwaldpiste, die den Puls in die Höhe treibt und die Hände am Bremshebel kleben lässt.


Quelle, Fotos, Videos, Infos unter zeit.de

Klettern

n24.de: Klettern ist gesundes Krafttraining Hangeln statt Hanteln ...

#198 von Gast , 25.06.2013 15:21

(Foto: DPA)i unter n24.de vom 13.06.2013

Klettern ist gesundes Krafttraining Hangeln statt Hanteln

Klettern ist ein gesunder Weg, um Kraft aufzubauen und im Alltag fitter zu sein. Die Belastung ist ausgewogen.
Für das Klettern ist ein Sicherungskurs erforderlich, den der Sportler üblicherweise in einer Kletterhalle absolviert.

Junge Männer mit antrainierter Brust und dickem Bizeps werden gern mal "Disco-Pumper" genannt. Der Begriff unterstellt, dass diese Herren vor allem die sichtbaren Muskeln aufbauen, um im Tanzlokal ihrer Wahl Eindruck zu schinden. Das einseitige Training ist aber selten gesund. Oft bleibt der Rücken unterentwickelt, es kommt zu Haltungsschäden. Wer Kraft und

Fitness auf gesunde Weise steigern will und Fitnessstudios eher grausig findet, für den könnte Klettern eine Alternative sein.

"Klettern ist ein komplexer Kraftsport und kann alle Bereiche der körperlichen Fitness steigern", sagt der Sportkletterer Jürgen Reis aus Dornbirn in Österreich. Und der ehemalige deutsche Bouldermeister und Kletterweltcup-Sieger Christoph Finkel ergänzt: "Klettern ist eine allumfassende, ganzheitliche Trainingsmethode."

Gutes Gefühl für Muskulatur

Wer mit dem Klettern beginnt, wird nach dem ersten Tag in der Halle vor allem seine Unterarme spüren. Klettern trainiert aber auf lange Sicht die gesamte Oberkörpermuskulatur, erläutert Reis. Gesund ist Klettern vor allem deshalb, weil der Sportler immer im Verhältnis zu seinem eigenen Körpergewicht trainiert, wie Finkel erklärt. Der Kletterer bekomme ein gutes Gefühl für seine Muskulatur, aber auch für Koordination und Gleichgewicht. "Das sind alles Faktoren, die Wohlbefinden ausmachen."

Darüber hinaus ist das Risiko für Überbeanspruchung gering. "Viele Kletterer loten die Grenzen, die ihr Körper erreichen könnte, gar nicht aus", sagt Finkel. Es sei selten, dass sich Anfänger verletzen. "Wenn sie einen Zug probieren, der zum Beispiel zu einer ausgekugelten Schulter führen könnte, stürzen sie vorher ab."

Bodybuilder haben oft wenig Kraft bei viel Masse

Regelmäßige Kletterer haben eine hohe Muskelqualität, wie Reis erklärt. "Es gibt Leute, die sehen zwar irgendwie fit aus, aber einen einarmigen Klimmzug würden Sie denen nicht zutrauen. In Wirklichkeit machen die aber fünf davon." Die Muskelfasern seien gut austrainiert. "Kletterer bauen nicht sinnlos Masse auf, sondern arbeiten effektiv mit ihren Muskeln", sagt Finkel. "Bodybuilder haben oft wenig Kraft bei viel Masse - beim Klettern ist es genau andersherum."

Gerade die Stärkung des Oberkörpers macht Klettern zu einem guten Ausgleich für andere Freizeitsportarten. "Die Belastungen beim Klettern sind immer harmonisch, immer im Fluss und nicht ruckartig", sagt Finkel. Das Training hilft vor allem, um Verletzungen durch eher einseitige Bewegungen wie beim Tennis vorzubeugen.

Bouldern oder mit Seil klettern

Wer mit dem Klettern beginnen möchte, sollte sich zunächst überlegen, ob er nur bouldern oder richtig mit Seil klettern will. Beim Bouldern klettert der Sportler nur in Absprunghöhe. "Damit kann jeder sofort loslegen", sagt Andreas Bucher vom Deutschen Alpenverein (DAV) in München. "Als Ausrüstung braucht es nur Schuhe und einen Magnesiabeutel." Die kreideartige Substanz dient dazu, dass die Finger nicht schwitzig werden und der Sportler abrutscht.

Für das Klettern mit Seil ist ein Sicherungskurs nötig, den der Sportler üblicherweise in einer Kletterhalle absolviert. Außerdem braucht er einen Gurt, einen Schraubkarabiner und ein Sicherungsgerät. Die Ausrüstung kann er sich für den Grundkurs aber in der Regel erst einmal leihen.

Wer seine Indoor-Fähigkeiten dann weiter steigern will, brauche keine zusätzliche Ausbildung, erklärt Bucher. Wer allerdings auch an natürlichen Felsen klettern möchte, sollte entsprechende Kurse besuchen. "Draußen ist doch einiges anders und schwieriger als drinnen." Es sei dann hilfreich, sich gleichwertige Kletterpartner zu suchen, um sich gemeinsam weiterzuentwickeln.


Quelle n24.de


n24.de: Klettern ist gesundes Krafttraining Hangeln statt Hanteln ...

#199 von Gast , 25.06.2013 15:23

[/quote] ... unter spiegel.de vom 17.06.2013


Cannabis-Entzug bei Jugendlichen: Klettern statt Kiffen

Kiffen mit Freunden, ein harmloser Spaß? Jugendliche, die regelmäßig zu Hasch und Co. greifen, leiden oft unter sozialen und schulischen Problemen. In einer Hannoveraner Kinderklinik helfen Ärzte ihren Patienten zurück in ein geregeltes Leben.


TMN Klettern: Legaler Kick

Hannover - An ihrem ersteKlettern: Legaler Kick

Hannover - An ihrem ersten Tag auf "Teen Spirit Island" müssen die jungen Patienten die Verbindung zu ihrem früheren Leben kappen. Das Handy wird ihnen abgenommen, die Kleidung gewaschen, erst nach drei Monaten dürfen sie wieder Eltern und Freunde in der Heimat besuchen.

In der nach einem Nirvana-Song benannten Einrichtung des Hannoveraner Kinderkrankenhauses Auf der Bult gibt es 18 Therapieplätze für jugendliche Drogenabhängige. Bei der Gründung 1999 waren es vorwiegend Kiffer, dann Komatrinker, zuletzt kamen die Internet- und Computerspieler hinzu.

Cannabis ist nach Angaben der Bundesdrogenbeauftragten die am häufigsten konsumierte illegale Substanz. Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland kiffen regelmäßig. Linken- und Grünen-Politiker treten für eine Legalisierung des Stoffes und Entkriminalisierung der Konsumenten ein. Arzt Christoph Möller, der Gründer von "Teen Spirit Island", warnt jedoch vor einem liberaleren Umgang: "Das wäre eine verharmlosende Botschaft an die Gesellschaft und vor allem an die Jugendlichen."

14-Jährige, die täglich mehrere Gramm Gras rauchen

In seinem Buch "Jugend Sucht" stellt er anonymisiert ehemalige Patienten vor. Der 14-jährige Peter erzählt: "Wir waren meist zu dritt und haben so zehn Gramm am Tag gekifft." Die 16-jährige Alisha erinnert sich, dass sie zu Hause bei ihren abhängigen Eltern so viel Gras rauchen durfte, wie sie wollte. "Durch die Drogen konnte ich vergessen, was meine Eltern mir angetan haben."

Den hohen Bretterzaun, der das Grundstück der Einrichtung umgibt, hat Alisha nicht als einengend empfunden. "Der Zaun hat mich schützend von der Außenwelt abgeschottet", sagt sie. Die Räume innen wirken wie ein städtisches Jugendzentrum. In einem Sessel liegt ein riesiger Plüschlöwe. Doch die Regeln sind streng: Während viele in ihrem früheren Leben nicht vor Mittag aus dem Bett krochen, heißt es hier morgens um 7 Uhr antreten. "Wenn einer liegenbleibt, muss die ganze Gruppe eine halbe Stunde früher zu Bett", sagt Möller.

"Vorsicht Schule!" steht auf einer Tür. Behutsam werden die Jugendlichen wieder an einen strukturierten Tagesablauf herangeführt. Wichtiger als Mathe und Deutsch sind zunächst Sport, Werken und Kunst. Der Chefarzt sagt: "Beim Joggen oder Klettern lernen sie, sich auf legale Weise Kicks zu verschaffen."

Geld für Prävention statt Strafverfolgung

Der Deutsche Hanf Verband, der sich für eine Legalisierung von Cannabis einsetzt, bestreitet nicht, dass es Abhängige gibt. "Je jünger die Leute anfangen, desto größer sind die Risiken", sagt Geschäftsführer Georg Wurth. "Das viele Geld, das in die Strafverfolgung fließt, sollte man eher in die Prävention stecken", fordert er. Es gebe keinen Sinn, Cannabis härter zu behandeln als die weit gesundheitsschädlichere Droge Alkohol, meint Wurth.

Sprechstunde: So gehen Sie gesund mit Alkohol um

Wer mit unter sechs Gramm Cannabis erwischt wird, kommt in den meisten Bundesländern straffrei davon. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist die Grenze auf zehn Gramm erhöht worden, in Berlin liegt sie sogar bei 15 Gramm. Niedersachsen scheiterte in der vergangenen Woche bei der Justizministerkonferenz mit dem Vorstoß, eine bundesweit einheitliche Grenze zu schaffen.

"Die körperliche Abhängigkeit ist beim Kiffen nicht so stark wie beim Alkohol", räumt Mediziner Möller ein. "Allerdings kommt es bei langanhaltendem, hochdosiertem Konsum bei fast allen zu sozialen und schulischen Problemen, die das Leben längerfristig gravierend einschränken."

Wie Studien belegen, haben exzessive Kiffer sogar ein weit höheres Risiko für Psychosen. Sie können später psychische Krankheiten bekommen, die mit Gedächtnisstörungen, Wahn und Halluzinationen verbunden sind. Der Kinder- und Jugendpsychiater empfiehlt daher, dass junge Jugendliche in spezielle Präventionsprogramme vermittelt werden sollten, auch wenn sie mit kleinen Cannabismengen erwischt werden.


Von Christina Sticht, dpa


Quelle, Fotos: spiegel.de


tt.com : Das macht sonst niemand ...

#200 von Red Bull Kletterteam ( Gast ) , 15.07.2013 14:01

.... tt.com vom 27.06.2013


„Das macht sonst niemand“


Peter Reinthaler zählt zur seltenen Spezies der Klettermanager – seine Athleten sammeln weltweit Titel.



Trophäenschau bei der Kletter-WM 2012 in Paris (v. l.): Jakob Schubert, Anna Stöhr, Peter Reinthaler, Angy Eiter und Kilian Fischhuber.

Foto: E. Holzknecht, Von Guido Walch

Imst – Angy Eiter, Jakob Schubert, David Lama, Anna Stöhr und Kilian Fischhuber haben etwas gemeinsam: Sie machten ihr Hobby zum Beruf und sind darin sehr erfolgreich. Und: Sie vertrauen auf Peter Reinthaler, der ihre Interessen gegenüber Sponsoren, Medien sowie Veranstaltern vertritt und sich um Verlagsrechte und TV-Auftritte kümmert. Der Imster hat für seine Sportler ein über ein Jahrzehnt lang aufgebautes Netzwerk verlässlicher Sponsoren organisiert, die auch dann zur Stelle sind, wenn es bei den Athleten einmal nicht so gut läuft. Aber das kommt selten vor, denn was sich in den letzten Jahren an Titeln angehäuft hat, kann sich sehen lassen: 7 WM-Titel, 2 EM-Titel, 15 Weltcup-Gesamtsiege, 84 Weltcup-Einzelsiege und 12 Rock-Master-Titel.

Wie vieles im Leben hat auch diese Geschichte unscheinbar begonnen. Der ehemalige Westliga-Kicker Reinthaler wurde von seinem Fußballkollegen Herbert Mungenast gefragt, ob er nicht Angela Eiter ein wenig medientechnisch helfen könnte. Das war vor neun Jahren. Die damals 18-jährige Pitztalerin hatte gerade ihren zweiten „Rock Master“ gewonnen und war der aufsteigende Stern am Kletterhimmel. „So kam ich zum Klettersport, den ich vorher nur als interessierter Beobachter verfolgt habe“, erzählt Reinthaler, der diese Chance nach 25 Jahren als Vertriebsleiter in einem Medienkonzern als berufliche Neuorientierung nutzte.

Neben dem richtigen „Riecher“ muss man aber auch manchmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Mit einer provisorischen Pressemappe von Angy Eiter marschierte Reinthaler in die Red-Bull-Zentrale und lief Marketing-Director Christopher Reindl über den Weg. Aus dieser Begegnung entstand in weiterer Folge das ASP Red Bull Kletterteam unter Robert Trenkwalder, zu dem David Lama, Angy Eiter und Kilian Fischhuber zählen.

Dieses Team zusammen mit Anna Stöhr sorgte auf der von Reinthaler initiierten „Challenge the Wall-Tour“ für Furore. Die Topkletterer bildeten mit Amateuren aus der jeweiligen Tourstadt Zweierteams und traten gegeneinander an. Ein Konzept, das auch die Tirolissimo-Jury begeisterte. Reinthaler und seine Partner gewannen den begehrten Tiroler Werbepreis insgesamt dreimal.

Imst ist für den Klettermanager natürlich ein gutes „Basislager“: „Die Stadt Imst hat vor gut zehn Jahren mit dem Bau der Kletterhalle und dem Kletterturm für die EM 2010 Pionierarbeit geleistet“, so Reinthaler. „Zusammen mit den verschiedenen Klettergebieten im Verbandsgebiet von Imst Tourismus besteht eine hervorragende Infrastruktur. In diesem Zusammenhang darf man natürlich den Schwerpunkt Klettern in der Sporthauptschule Imst Unterstadt nicht vergessen, die für den regelmäßigen Nachschub an Wettkampfkletterern sorgt.“

Konkurrenzlos wie seine Athleten ist auch der Job des 56-jährigen Imsters: „Ich frage mich immer, warum ich der einzige Manager im Klettersport bin. Hier gibt es viele Athleten, die gerne professionelle Hilfe annehmen würden“, resümiert Peter Reinthaler. Für ihn ist hingegen der Plafond erreicht. Nicht dass es ihm an Angeboten aus allen Ecken der Welt mangelt, aber bei weiteren Engagements würde die Betreuung seiner Sportler darunter leiden.

Aber vielleicht wird ja bald ein Platz frei, denn Angy Eiter beendet bei den World Games Ende Juli in Kolumbien ihre Karriere als erfolgreichste Kletterin aller Zeiten.



quelle foto unter tt.com Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Do, 27.06.2013

Red Bull Kletterteam

   

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