meinbezirk.at : Nach Gold nun Silber: Niederösterreichs Georg Parma, Naturfreunde Eichgraben ....

#251 von neunkichen ( Gast ) , 07.05.2014 21:51

neunkichen

kleinezeitung.at : Kletterer zu Gast in Wolfsberg

#252 von iRCC Wolfsberg ( Gast ) , 08.05.2014 06:51




unter kleinezeitung.at vom 7.5.2014


Kletterer zu Gast in Wolfsberg

An diesem Wochenende klettern in Wolfsberg 200 heimische und internationale Nachwuchstalente um Spitzenpositionen.


WOLFSBERG. Heimische und internationale Nachwuchs-Kletterer geben sich am 10. Mai in der Wolfsberger Kletterhalle ein Stelldichein. Das vom Alpenverein Wolfsberg veranstaltete Turnier, das nicht nur zum Kärntner Klettercup, sondern auch zum internationalen Regionen-Cup zählt, weißt in diesem Jahr ein neues Rekordteilnehmerfeld von nahezu 200 Athleten auf.

"Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir eine so große Anzahl an jungen Sportlern in unserer Kletterhalle begrüßen dürfen", so Christian Grübler, Trainer der Lavanttaler Kletter-Talente. Die Athleten werden sich im Lead-Bewerb um Spitzenpositionen matchen. In Wolfsberg sind aufgrund des Regionen-Cups, der mit diesem Turnier seinen Abschluss findet, nicht nur heimische, sondern auch Kletterer aus Slowenien, Tschechien oder Kroatien am Start. Umso beachtlicher, dass sich auch einige junge Sportler vom Veranstalter berechtigte Hoffnungen auf den Gesamtsieg im Regionen-Cup machen dürfen. Lara Trinkl (U16), Maximilian Lenz (U12) und Tobias Loibner (U16) gehen jeweils als Führende in das Turnier, können sich vor heimischer Kulisse den Triumph in der Gesamtwertung holen. "Für Lara wäre es natürlich etwas Besonderes, wenn sie sich hier zu Hause den Sieg schnappen könnte", erklärt Nina Trinkl, Mutter von Lara und ebenfalls Betreuerin beim ÖAV Wolfsberg.

Von Lara Trinkl gibt es bereits eine Erfolgsmeldung zu verkünden. Die Lavanttalerin belegt derzeit in der Ö-Cup-Lead-Wertung den hervorragenden dritten Gesamtrang, der sie zur Teilnahme am Europacup berechtigt. UWE BLÜMEL

Quelle, Foto unter kleinezeitung.at


iRCC Wolfsberg

tt.com: Tiroler Kletterasse stürzen sich in das unbekannte Abenteuer ...

#253 von Gast , 13.05.2014 21:44



Quelle tt.com - Tiroler Tageszeitung vom 9.5.2014


Tiroler Kletterasse stürzen sich in das unbekannte Abenteuer

Auer, Lama, Ortner: Die drei Tiroler Kletterer wagen sich als Erste an die Masherbrum-Nordostwand. Ein Abenteuer mit vielen Gefahren.



Innsbruck – Hansjörg Auer und der „Weg durch den Fisch“ in der Marmolata. David Lama und Peter Ortner am Cerro Torre. Drei Tiroler, die mit spektakulären Leistungen seit Jahren weltweit für Aufsehen sorgen. Jetzt haben sich die drei zusammengetan, um erneut ein Abenteuer anzugehen.

Stichwort: die Masher-brum-Nordostwand in Pakistan. 7821 Meter hoch, wobei allein besagte vereist-felsige Wand 3000 Meter misst. „Sehr steil, der obere Teil sehr schwierig, zudem drohen durch viele Seracs ständig Eislawinen“, erzählt der Umhausener Hansjörg Auer und der Respekt vor der Herausforderung ist ihm anzuhören. Noch nie ist diese Wand durchstiegen worden, denn zu den alpinen Gefahren kommt der lange Aufenthalt in derartiger Höhe, der dem Körper alles abverlangt. Nur 180 Meter fehlen dem Masherbrum nämlich zum Achttausender, ab 7000 Metern Höhe ist von der Todeszone die Rede. Doch von den körperlichen Strapazen spricht Auer vorrangig gar nicht. „Das wird eine mentale Geschichte“, betont er. Ab 20. Juni ist die Durchsteigung vorgesehen, mindestens fünf Tage sind dafür notwendig.

Wichtig ist auch die Zeit davor: Stichwort Akklimatisation, „wir werden uns daher Anfang Juni am 8051 Meter hohen Broad Peak auf die Höhe vorbereiten“, erzählt Auer. Zur Vorbereitung auf einen Achttausender, um sich am Masherbrum, dem 22-höchsten Berg der Welt, zu versuchen? „Ja, das ist ungewöhnlich“, lacht der 30-Jährige. Und den Gipfel des Broad Peak zu erreichen, ist daher auch nicht vorrangiges Ziel, „nur wenn es leicht geht, gehen wir hinauf“.

Diese Woche wurde bereits das Gepäck nach Pakistan verschickt: an die 500 Kilogramm schwer und aus vielen besonderen Teilen bestehend. „Wir haben viel Trockenfleisch mit, denn in solchen Höhen braucht man viel Eiweiß“, erzählt Auer. Und weil auch das Gewicht der Ausrüstung eine Rolle spielt, befindet sich u. a. ein leichtes, spezial angefertigtes Zelt darunter sowie spezial gefertigte Haken.

Selbst ins Flugzeug steigt das Trio übrigens am 19. Mai und dann beginnt das unbekannte Abenteuer: Denn sollte den Tirolern die Durchsteigung der Nordostwand gelingen, dann wollen sie über die Südseite absteigen. Was leichter klingt, als es ist: „Wir wissen nicht genau, wo der Abstiegsweg ist. Doch wir glauben, dass ein Rückzug durch die Nordostwand schwieriger wäre“, nennt Auer den Grund. Lama (23) und Ortner (31) waren übrigens 2013 vor Ort am Fuß der Nordostwand, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Ab sofort heißt es aber für alle drei: „Du musst daran glauben, dass es funktioniert“, sagt Auer.




Ein beeindruckender Berg mit noch beeindruckenderer Nordostwand: Hansjörg Auer aus Umhausen, David Lama aus Götzens und Peter Ortner aus Lienz starten zum Masherbrum.



Quelle, Info und Fotos unter tt.com


orf.at : Innsbruck wird wieder Kletter-Mekka ....

#254 von Kletter-Mekka ( Gast ) , 14.05.2014 20:11


unter orf.at TIROL vom 13.05.2014

Innsbruck wird wieder Kletter-Mekka

Der Innsbrucker Marktplatz ist ab Freitag wieder Schauplatz des Boulder-Weltcups.
Derzeit laufen die letzten Vorbereitungen für das „MAMMUT Blocmaster Kletter Festival“, zu dem auch heuer wieder Tausende Fans erwartet werden.
Vor den Profis können auch Amateure starten.


Zwei Tage werden die besten Kletterer der Welt um Punkte im IFSC Boulderweltcup kämpfen.

Mit dabei sind natürlich wieder die heimischen Aushängeschilder Anna Stöhr, Kilian Fischhuber und Jakob Schubert.

Den Kletterern stehen 150 Quadratmeter Fläche auf einer 30 Meter langen Wand des Österreichischen Alpenvereins zur Verfügung.



Vor den Profis Bewerbe für Jedermann

Das Kletterfestival in Innsbruck ist Europas erstes und ältestes Kletterfestival in einer Stadt. Seit 2012 ist es auch Teil des Boulderweltcups. Im Vorjahr kamen an drei Tagen 9.000 Fans zu der Kletterparty auf den Innsbrucker Marktplatz. Vor den am Freitag beginnenden Profi-Bewerben gibt es am Donnerstag wieder die Bewerbe für Jedermann. Ab 15.00 Uhr werden die Schüler im Alter von sechs bis 15 an den Start gehen, ab 18.00 Uhr die Jugendlichen ab 16 und Erwachsenen. In den letzten Jahren hatten jeweils etwa 150 Kletterer die Chance dazu genutzt.

Entscheidung am Samstagabend

Am Freitag ab 10.00 Uhr kämpft die Boulder-Weltelite in der Qualifikation des dritten IFSC Boulder Weltcups um den Einzug ins Semifinale. Die Entscheidung fällt am Samstag in den Semifinaldurchgängen ab 12.30 Uhr sowie im Finale ab 20.00 Uhr. Wer beim samstäglichen Finale nicht selbst vor Ort ist, kann den Bewerb auf ifsc-climbing.org im Live-Stream verfolgen. In der Orangerie des Congress Innsbruck startet am Samstag ab 18.00 Uhr das Public Viewing, anschließend gibt es im Congress Siegerehrung und Party. Der Eintritt ist an allen drei Tagen frei.



Quelle, Fotos unter orf.at sport

Kletter-Mekka


tt.com: Von der Klasse raus ins Kletterparadies ...

#256 von Gast , 03.06.2014 13:31



Quelle tt.com - Tiroler Tageszeitung vom 25.5.2014


Von der Klasse raus ins Kletterparadies


Vor 20 Jahren nahm der Turnlehrer Mike Gabl seine Schüler zum ersten Mal mit auf eine Klettersportwoche. Dort formte er aus ihnen Weltmeister und er legte mit „Climbers Paradise“ den Grundstein für den Boom im Breitensport. Dabei begann alles mit nicht ganz legalen Turnstunden.


Der Lehrer Mike Gabl hängt an der Felswand, wo er vor über 20 Jahren für seine Schüler einen Klettergarten eingebohrt hat.


So glatt wie eine Tafel im Klassenzimmer wirkt eine Stelle in der Felswand. Vor ihr stehen ein paar Schüler, die hier um gute Noten klettern. Sie haben Respekt, keine Angst. Sie sehen das Ziel 14 Meter über ihnen, aber sie zittern nicht wie vor einer Mathe-Gleichung oder fremden Vokabeln. Das Weiß an ihren Händen ist keine Tafelkreide aus Magnesiumoxid, nein, sie haben sich „Chalk“ aus Magnesiumcarbonat an die Finger gerieben. Damit der Schweiß – kein Angstschweiß, sondern nur wegen der Anstrengung – sie nicht abrutschen lässt. Das Magnesium hilft. Unten am Boden wartet Mike Gabl. Er blickt auf einen seiner Schüler, der in der Wand hängt. „Gleich hast die Stelle geschafft“, ruft er dem zwölfjährigen Timo zu. Dann dreht er sich zur Seite und sagt leise zu denen, die unten am Boden warten: „Das wäre das erste Mal, dass er sie schafft, die 7a.“ Doch Timo scheitert, diesmal.


Timo hat noch einige „Turnstunden“ Zeit, diese Route im Klettergarten Walchenbach bei Tarrenz zu schaffen. Eine gute Note bekommt er so oder so, auch wenn Mike Gabl (54) ein strenger Lehrer ist. In der vierten Klasse der Hauptschule Imst sieht der Notenschlüssel so aus: ein „Sehr gut“ für eine gekletterte Route im Schwierigkeitsgrad 7a, ein „Gut“ für eine 6c, ein „Befriedigend“ für eine 6b und für einen positiven Abschluss eine 6a. „Natürlich zählen auch Mitarbeit und Betragen“, grinst Gabl im Gespräch mit dem TT-Redakteur.


Hier an dieser Wand beim Weiler Walchenbach stand der Lehrer aus Tarrenz auch vor 20 Jahren und wie heute schaute er seinen Schülern auf die Finger – auf ihre Technik und ihr Verhalten. Es war und ist auch eine Art „Casting“. Er sucht jene Schüler der 1. bis zur 4. Klasse aus, die mit ihm auf das Kletter-Trainingslager mitfahren. Mitte Juni beginnt die zweiwöchige Rundreise zu den spektakulärsten Klettergärten in der französischen Provence, an der Côte d’Azur und in Italien. Bis zu 2400 Kilometer legen die sieben Kinder mit ihm und seinem langjährigen Weggefährten Peter Thaler zurück. Fußballlehrer Josef Hickersberger sagte einmal bei der Bekanntgabe des Kaders für die Heim-Europameisterschaft 2008: „Ich habe vielleicht nicht die besten Spieler Österreichs nominiert, sondern mich bemüht, die richtigen auszuwählen.“ Bei Kletterlehrer Mike Gabl hört sich das so an: „Früher nahm ich nur die Besten mit, heute die Bravsten.“


Früher wollte er aus den Besten erfolgreiche Wettkämpfer formen. Eine der Ersten, der er klettern beigebracht hat, ist die heute 34-jährige Imsterin Bettina Schöpf. Die Europameisterin und zehnfache Staatsmeisterin im Sportklettern meldete sich nach der Volksschule für das Freifach Alpinsport an der Hauptschule Imst Unterstadt an. Es war die Zeit, als in Imst drei Hauptschulen und ein Gymnasium um neue Schüler buhlen mussten. „Da ging es fast zu wie am Markt“, erinnert sich Gabl, der damals noch Turnen und Englisch unterrichtete. Um attraktiver wie andere Schulen zu seine, habe die Direktorin ihn gebeten, „die Hauptschule interessanter zu machen“.


Seit ihn die Eltern 1973 als 13-Jährigen auf einen Urlaub im Grödnertal zu einem Kletterkurs geschickt haben, war er sofort der Leidenschaft verfallen. Zwei Jahre später kehrte er per Autostopp zurück und kletterte seine ersten selbstständigen Touren. Mit 20 war er einer der jüngsten Bergführer Österreichs.


Als ihn seine Direktorin also bat, etwas zu unternehmen, dachte er sofort ans Klettern. „Doch wir bekamen vom Bezirksschuldirektor keine Genehmigung, die Behörden haben sich total gesträubt. Unsere Direktorin hatte aber Courage und wir zogen es trotzdem durch“, sagt Gabl. Er bohrte Routen an die Wand bei Walchenbach und nahm seine Schüler für zwei Freifachstunden pro Woche mit ins Freie. Im Winter gingen sie von der Schule 20 Minuten weit in einen verstaubten Keller des Imster Alpenvereins – um dort zu bouldern. „Da hatten wir ein paar Holzbretter an der Wand, mehr nicht.“ Ein Schuljahr lang seien sie ohne die Erlaubnis von oben geklettert. Wenn Gabl das so erzählt, sagt er nicht, wie stolz er ist, es den Zweiflern gezeigt zu haben, aber seine Augen werden etwas schmäler und er lächelt verschmitzt. „Ja, das war illegal, aber heute wird mich keiner mehr dafür bestrafen.“ Weil er viel für den Spitzensport erreicht hat: Seine Schüler holten über 30 Staatsmeistertitel, sechs Medaillen bei Jugendweltmeisterschaften heim, darunter eine ganz besondere. Bei der Eröffnung der Imster Kletterhalle – unter anderem auch auf Initiative von Gabl gebaut – gewann Bettina Schöpf im November 1997 Gold bei der Junioren-WM. Ebenso Angela Eiter kletterte erst schulmäßig in Imst und dann zu drei Weltcup-Gesamtsiegen und vier Weltmeisterschaften.


Wirklich niemand wird Gabl die illegalen Klettern-Schulstunden übel nehmen, weil er eigentlich fast noch mehr für den Breitensport getan hat. „Wir in Imst waren österreichweit so ziemlich die Ersten, die in einer Schule in einer Turnhalle Griffe und Tritte gebohrt haben. Heute gibt es fast keine Schule mehr ohne eine eigene Kletterwand“, sagt Gabl. Inzwischen ist die Schule in Imst eine Sportmittelschule, die nicht mehr jeden aufnimmt. 80 Kinder wollen hier im kommenden Schuljahr klettern lernen, nur 24 werden genommen. Für den Lehrer, der sonst noch Englisch, Italienisch, Buchhaltung und Informatik unterrichten könnte, sich aber ganz auf seine Sportler konzentriert, gibt es einen kleinen Wermutstropfen. Die Kletterstunden wurden von fünf pro Woche auf jetzt vier gekürzt.


Vielleicht auf dem Weg zum Spitzensport ein Problem, nicht für die Breitensportwirkung. Der Grundstein dafür wurde längst in Imst gelegt. Und Gabl hat noch einen weiteren Baustein draufgesetzt, durch den Tirol in der Infrastruktur anderen Destinationen wie Arco den Rang abgelaufen hat.


Ausgelöst durch den Boom in Imst, zieht es viele der Kinder, ihre Freunde, Familien und Bekannten, auch in der Freizeit zum Klettern. Mehr Klettergärten bedeutet wiederum, mehr Möglichkeiten, den Touristen etwas Neues zu bieten. „Nach dem schlechten Winter 2006 wollten die Ötztaler eine bessere Infrastruktur aufbauen“, erzählt Gabl. 2007 ging die Internetseite „Climbers Paradise“ online. Kletteranfänger und Touristen müssen nicht mehr mühsam nach Klettergärten im Ötztal suchen oder auf Mundpropaganda hoffen. Sie finden Anfahrt, Routen, Schwierigkeiten und Ausstattung auf einer Seite. Anfangs hätten er und Kollege Thaler wie „Staubsaugervertreter“ bei weiteren Tourismusverbänden vorgesprochen.


Heute ist Climbers Paradise eine Vorzeige-Seite für ganz Tirol, EU-gefördert und 2009 mit der höchsten Auszeichnung des heimischen Tourismus gewürdigt. Wer kürzlich einmal in Arco klettern war, der weiß, dass Gabl nicht übertreibt: Tatsächlich haben es die Italiener bei einigen Klettergärten versäumt, sie gut zu erhalten. Und eine Seite wie Climbers Paradise gibt es nicht. „Es sind nicht nur die Beschreibungen, wir haben im Zuge von Climbers Paradise auch die Standards erhöht. Unsere Haken in den Klettergärten sind länger und dicker, weit über den gesetzlichen Anforderungen“, erklärt der Mann, der alle Routen hier in Walchenbach selbst angelegt hat. Dieser Klettergarten ist auch einer jener, die für Familien geeignet sind. „Demnächst bringen wir auch den ersten Familienkletterführer heraus“, blickt der Projektleiter von Climbers Paradise in die Zukunft.


In der Gegenwart muss er jedoch erst einmal entscheiden, wer von seinen Schützlingen mit ins Trainingslager darf. Streng ist er, der Herr Lehrer. „Wer nicht die 50 Italienisch-Vokabel weiß, darf nicht mit. Wenn wir essen gehen, will ich, dass jeder sich selbst verständigen kann.“ Einer seiner Schüler beginnt zu schwitzen und meint leise, dass er noch nicht einmal angefangen habe zu lernen. Oben in der Wand hängt Jessica. An einer kniffligen Stelle findet sie den nächsten Griff nicht. Sie holt sich aus dem Beutel am Rücken etwas Magnesium, dreht sich um und sucht ihren Lehrer, der am Boden wartet. Sie will ihn etwas fragen: „Pa...“, dann bricht sie ab, schüttelt den Kopf und flüstert zu sich selbst: „Jetzt sag’ ich schon Papa zu ihm.“ Zu ihrem Lehrer, einem der „Väter“ des Tiroler Kletterbooms. (Matthias Christler)



Quelle, Info und Fotos unter tt.com


meinbezirk.at : Kletterjugend im Europavergleich ...

#257 von Kletterjugend ( Gast ) , 03.06.2014 13:56


unter meinbezirk.at vom 2.6.2014


Kletterjugend im Europavergleich

256 Athleten aus 22 Staaten Europas zeigen beeindruckende Leistung am Imster Sonnendeck!

Europas Kletterelite von Morgen steht bereit für tolle Leistungen, dies wurde bereits am Samstag bei der Qualifikation eindrucksvoll demonstriert. Hart wurde um den Einzug in das Finale der besten 10 der Klassen Jugend B (14/15 jährige), Jugend A (16/17 jährige) und Junioren (18/19 jährige) gekämpft. Mitten in diesem Klassefeld die Kletterer des österreichischen Nationalteams.

Auf Wunsch der Coaches schraubten die Routensetzer Jan Zraneck und Jacopo Larcher noch eine Extrafinaltour für die Jugend B in der Nacht vom Samstag auf Sonntag, was zu einigen Enttäuschungen bei den Athleten führte, denn sie wollten, wie die Mädchen sich auch einmal gegen die „Älteren“ messen dürfen. In der Jugend B weiblich kam es dann zur ersten Überraschung, denn Garnbret Janja aus Slowenien schaffte die Finaltour bis zum Top, dies gelang dann auch der Siegerin in der Juniorinnenklasse Verhoeven Anak aus Belgien. Stöckler Laura aus Niederösterreich konnte den 5. Rang erreichen.

Posch Mathias schaffte auf seiner Heimwand den hervorragenden 2 Rang in der Jugend B. Er musste sich dem Franzosen Duval Arsène geschlagen geben. Schuber Hanna aus Innsbruck wird in der Jugend A Klasse 3. Hier geht der Sieg nach Großbritannien an Thompson Smith Molly.

Ebenfalls Dritter wurde Parma Georg aus Niederösterreich in der Jugend A Klasse. Der Schwede Puma Hannes erreichte die höchste Höhe in dieser Klasse. Knapp das Top nicht erreicht hat Pilz Jessica. Dem Landecker Bernhard Röck gelang fast alles und musste sich nur auf Grund des Vorrundenergebnisses mit Rang 3 begnügen. Er erreichte die gleiche Höhe wie Bergant Martin aus Slowenien. Drei Griffe weiter kam Halenke Sebastian aus Deutschland.

Auf einen gelungenen Jugendeuropacup mit besten Bedingungen kann der ÖAV Imst Oberland zurückblicken und hofft nun, dass ihm auch beim YCCF das Wetterglück mithilft.






Quelle Fotos unter meinbezirk.at

Kletterjugend

derstandard.at: Wettkampf, Freiheit und sieben Paar Schuhe im Jahr .....

#258 von wettkampf ( Gast ) , 15.07.2014 22:30



unter derstandard.at MARIA LIEBHABER (14) 23. Juni 2014


Wettkampf, Freiheit und sieben Paar Schuhe im Jahr

Der 17-jährige Georg Parma ist österreichischer Jugendmeister im Sportklettern.


Ob Singapur oder Frankreich: Georg Parmas Leidenschaft hat ihn schon an viele Orte der Welt gebracht. Der 17-jährige betreibt Klettern als Leistungssport, wofür er auch jeden Monat mindestens eine Woche zum Trainieren von Wien nach Innsbruck fährt.

Letztes Wochenende konnte Parma die Früchte seiner Arbeit ernten: In Dornbirn wurde er österreichischer Jugendmeister im Klettern. Sein Ziel ist es, sich für die Weltmeisterschaft 2018 in Tirol zu qualifizieren, Parma wäre dann 21. Ebenso möchte er später einmal einen Film über das Sportklettern drehen.

Seit drei Jahren ist er in der Nationalmannschaft und trainiert auch dementsprechend oft. Natürlich ist all das nur machbar, weil ihn auch seine Schule dabei unterstützt. Regelmäßig wird Parma für Turniere freigestellt, oft muss er eigenständig den Unterricht nachholen.

Nachwuchshoffnung des Klettersports

Da der 17-jährige fast jede freie Minute mit dem Klettern verbringt, hat er auch die meisten seiner Freunde durch den Sport gefunden. "Das Klettern verbindet sehr stark", sagt Parma. Da spiele es auch keine Rolle, das man bei nationalen Wettbewerben in Konkurrenz steht.

Natürlich lastet ziemlich viel Druck auf ihn, da er als österreichische Nachwuchshoffnung des Klettersports gilt. Dennoch wäre es für ihn schlimm, wenn der Druck von jemand anderem ausgehen würde als von ihm selbst. Seine Eltern haben ihm nie unter Druck gesetzt.

Das wichtigste bei einem Turnier sei es, die eigene Nervosität in den Griff zu kriegen, schließlich besteht beim Klettern immer die Gefahr abzurutschen. Während kurz vor dem Wettkampf noch rumgealbert wird, kommt es währenddessen vor allem auf die Konzentration an: "Wenn ich klettere, denke ich an nichts anderes mehr, nur noch ans Klettern. Dann bin ich auch frei von anderen Gefühlen."
(derStandard.at, 23.6.2014)


foto: moritz liebhaber
Die Nachwuchshoffnung der heimischen Kletterer: Georg Parma.


Quelle derstandard.at



wettkampf
zuletzt bearbeitet 17.07.2014 19:22 | Top

falter.at: Der Prozess gegen Josef S. .....

#259 von der prozess ( Gast ) , 18.07.2014 19:56



unter falter.at

Der Prozess gegen Josef S.

Seit fast einem halben Jahr sitzt ein unbescholtener Student in U-Haft, weil er bei der Demonstration gegen den Akademikerball randaliert haben soll. Sein Fall gibt Einblick in eine kafkaeske Strafverfolgungsmaschine ...


Kürzlich hatte der Bürgermeister von Jena zur Verleihung des „Preises für Zivilcourage“ geladen. Ein Bürger der Stadt, bürgerliches Elternhaus, Student der Werkstoffkunde, Mitglied der Roten Falken, sollte geehrt werden: Josef S., 23 Jahre.

Im Kampf gegen den Rechtsextremismus sei er in der von Neonazis heimgesuchten Stadt besonders mutig gewesen, so die Jury. Jena ist jene Kommune, in der die NSU ihre Morde plante. Jena ermuntert junge „Antifaschisten“ mit Preisen.

Josef S. kam nicht zur Preisverleihung. Seit 24. Jänner sitzt er in Österreich fest, und zwar im Trakt E1-10 der Justizanstalt Josefstadt. Erst Ende Juli wird sein Prozess fortgeführt, da wichtige Zeugen auf Drängen der Verteidigung geladen wurden und der Richter Urlaub braucht. Die Justiz lässt sich viel Zeit, wenn es um die Freiheit der anderen geht.

Man kann Josef S. daher nur in der Besucherzone des „Grauen Hauses“ sprechen. Vorvergangenen Dienstag beantragte der Falter eine Sprechkarte. Der Angeklagte saß hinter einer Glasscheibe und sprach über einen Telefonhörer, hinter ihm eine Beamtin. Er bittet den Reporter, so lange zu bleiben wie möglich. Ein Besuch sei eine Abwechslung für ihn.

22 Stunden pro Tag sitze er in seiner Zelle. Nur zum Ministrieren in der Anstaltskapelle und zum „Spaziergang im Freien“ dürfe er eine Stunde pro Tag raus. Und das seit einem halben Jahr. Josef S. sitzt unter strengeren Bestimmungen als ein Straftäter, dabei ist er gar nicht verurteilt.

Die Justiz wolle an ihm ein Exempel statuieren, denn „wenn die mich gehen lassen, haben sie keinen anderen“. Es müsse einen Schuldigen geben für die gewalttätigen Demonstrationen in der Nacht des 24. Jänner, wo erstaunlich brutal gegen den FPÖ-Ball demonstriert worden war. „Und der Schuldige“, sagt Josef S., „bin offenbar ich.“ S. sagt all dies in ruhigem Ton. Er ahnt, dass er hier nichts mehr gewinnen kann. Er wird verurteilt werden, das hat der Richter schon durchblicken lassen. Ein Beamter führt den schlaksigen Studenten mit der kurzen Hose und der blauen Hipsterbrille nach 30 Minuten zurück in den Haftraum.

Irgendwer, so könnte man nach der Haftvisite Franz Kafka paraphrasieren, soll also Josef S. verleumdet haben. Nur wenige Stunden nach seiner Verhaftung, Josef S. hatte noch kein Wort zu Protokoll gegeben, stand das Urteil fest. Es sei eine „hohe unbedingte Haftstrafe zu erwarten“, schrieb ein Rechtsschutzrichter in den Akt.

Der Akt Josef S. verdient Aufmerksamkeit. Er zeigt nicht nur, wie schnell man in Österreich monatelang einsitzen kann und wie träge die Justiz ermittelt. Der Fall illustriert auch einen schlampigen und erbitterten Kampf der Staatsgewalt gegen linke Aktivisten. Wie schon im Fall der Tierschützer und der „Schlepper“ aus der Votivkirche brennen rechtsstaatliche Sicherungen durch, wenn das Gegenüber den Staat herausfordert.

Die Behörden, das spürt man bei der Lektüre ihrer Berichte, wirken seltsam erbittert, polemisch und durchaus aggressiver als sonst. Sachbeweise werden bisweilen durch Mutmaßungen ersetzt, wo eine kühle präzise juristische Sprache angebracht wäre, wird der Jargon des Boulevards bemüht.

Nicht von Tatverdächtigen, sondern von „Demonstrationssöldnern“ ist da etwa in der Anklage des Staatsanwalts Hans-Peter Kronawetter zu lesen, ein Wort, das er direkt aus einem Polizeibericht abgeschrieben hat. An anderer Stelle sprechen Ermittler von „Manifestanten“ und „Chaoten“, die sich nur zu dem Zweck „zusammengerottet“ hätten, schwere Straftaten zu begehen. In seinem Eröffnungsplädoyer verglich der Staatsanwalt die Ausschreitungen mit einem „Krieg“. So als ob es Tote gegeben hätte.

Vielleicht muss man hier daran erinnern, dass der Staatsanwalt jener Mann ist, der im Fall Eurofighter Kontenöffnungen mit dem Hinweis auf die Grundrechte der Familie Rumpold verweigerte.

Bei Josef S. ist die Staatsgewalt entschlossener: Ein angeblich gepolstertes Transparent wird da zum „Rammbock“ stilisiert, Radler und Inlineskater zu „Spähern“ einer „martialischen Phalanx“. Sogar Aufkleber mit Herzen, die Demonstranten auf die Schilder der Polizei klebten, dienen laut Polizei nur dazu, die Beamten am Ermitteln zu hindern, da sie ihnen die Sicht nehmen sollten. Sogar die schwarzen Jacken der „kohortengleichen Formationen“ seien „zentral ausgegeben worden“. Wann und von wem, bleibt offen.

Man spürt, dass mit all diesen Spekulationen und Mutmaßungen im Strafverfahren etwas verdeckt wird, die penible Tatortarbeit und Spurenauswertung, die mühselige Befragung von Zeugen. Nicht harte Sachbeweise geben in diesem Fall die Richtung vor, sondern das schwächste Beweismittel, das ein Strafprozess anzubieten hat: die Zeugenaussagen eines Polizisten, der in einer für ihn gefährlichen Situation „verdeckt“ ermittelt hatte – und sich nachweislich in wichtigen Details geirrt hat.

Es ist der 24. Jänner 2014, 20 Uhr, als dieser Fall seinen Ausgang nimmt. Josef S. wird vor dem Burgtheater von der Wega verhaftet. Über Funk hören die Beamten, dass ein Bursche mit Wuschelkopf und einer auffälligen Jacke ein brandgefährlicher Rädelsführer sein soll. Sie selbst beobachten keine Straftat.

Ohne Gegenwehr lässt sich Josef S. festnehmen, mittels „Armstreckhebel“ und „Halsklammer“ bringt ihn die Wega zu Boden, dann geht es in den Arrestantenwagen „Frosch 7“. Josef S. wird nackt ausgezogen, fotografiert und inhaftiert. Man sieht auf Polizeibildern einen zerzausten, etwas pickeligen Studenten mit großer Brille, Adidas-Schuhen und einem schlabbrigen T-Shirt mit der Aufschrift „everyone is gay“. Ein anderes Foto zeigt ihn mit einer Jacke mit der weißen Aufschrift „Boykott“ am Rücken. Boykott ist eine linke Popband. Diese Jacke wird Josef S. zum Verhängnis werden.

Die Polizisten sind in dieser Nacht am Anschlag. So einen Einsatz hatten sie schon lange nicht erlebt. Zwei Demozüge setzen sich zugleich in Bewegung. Ein friedlicher, der von Holocaustopfern angeführt wird. Und ein martialischer, bei dem sich schwarz Vermummte hinter zusammengenähten Plakaten verschanzen und bengalische Feuer zünden.

Immer wieder knallt und klirrt es, bis auf dem Stephansplatz die Lage eskaliert. Die Polizisten können im Stein- und Glashagel nur noch in Deckung gehen. Sie schreiben später in einem Lagebericht, der Sinn der Demo habe in diesen Randalen bestanden. Sie sei eine „von feindseligem Willen beherrschte Vereinigung von Menschen zur Verwirklichung eines bestimmten gesetzwidrigen Ziels“ gewesen – und Josef S. sei ein Mastermind der Meute.

Das ist so pauschal vermutlich Unsinn. Denn da waren auch Tausende, die friedlich demonstrierten, unter ihnen Shoahopfer, Politiker, Journalisten. Aber eben auch hunderte Maskierte, die Scheiben einschlugen und Steine warfen.

Glaubt man den Einschätzungen der Polizei, war dieser Gewaltrausch penibel vorbereitet, einige Demonstranten hatten sich daher von Beginn an gewappnet. Konspirative Codeworte habe es gegeben, etwa „Sushi“, „Tokio“, „Klappstuhl“. Und es soll Anführer kleiner Trupps gegeben haben, die ihre Mitläufer mit roten Fähnchen in der Hand „wie Touristenführer“ durch die Kampfzone dirigierten. Auf einem Video sieht man tatsächlich so einen Anführer durchs Bild hoppeln.

In Josef S. meinen die Beamten einen Rädelsführer entdeckt zu haben. Er habe „entsprechend gestikuliert“. Dass er sich ganz anders kleidete als die uniformierten Mitglieder des schwarzen Blocks, spreche nicht für, sondern gegen ihn. Seine Jacke mit der Aufschrift „Boykott“ sei Zeichen seiner führenden Stellung gewesen, denn „ein Anführer wäre ohne diese besonderen Kennzeichen nicht erkennbar“. Das alles klingt ziemlich wild.

Fest steht heute, dass Joseph S. im Zentrum des Geschehens war, als Hooligans die Polizei angriffen und dabei in Kauf nahmen, die Beamten schwer zu verletzen. Ein „ZiB“-Video zeigt ihn auf dem Stephansplatz. Allerdings nie in gewalttätiger Pose – und unvermummt. Von dort geht er Richtung Graben, wo Scheiben bersten.

Ein Beamter des „zivilen Aufklärungstrupps“, Dienstnummer 30897, behauptet, S. die ganze Nacht auf den Fersen gewesen zu sein. Er wird der einzige Belastungszeuge in diesem Fall sein, die Justiz schützt seine Identität wie in einem Mafiaverfahren. Sie vertraut ihm, obwohl er sich nachweislich irrte.

Die Aussagen von Zeugen, das wissen erfahrene Strafrichter, ist der wertloseste Beweis. Die Hälfte aller Augenzeugen, so zeigen Studien, irrt sich. Selbst die redlichsten Zeugen unterliegen Einflüssen, die sie nicht beherrschen. Sie schauen fern, ehe sie einvernommen werden, sie sprechen mit anderen Zeugen. Sie lesen Zeitung, sie verdichten die Realität und deuten Gesehenes um.

So ist es offenbar auch hier. Es fällt auf, dass Inspektor 30897 – über seine Ausbildung und seinen Rang erfährt man nichts – seine Beobachtungen in seinen Amtsvermerken gerne mit den Attributen „eindeutig“ und „zweifelsfrei“ garniert. Er habe Josef S., „eindeutig“ als Rädelsführer erkannt, weil dieser schon am Beginn der Demo entsprechend „gestikulierte“, gibt 30897 zu Protokoll. Er habe auch eindeutig und zweifelsfrei vernommen, dass S. Kommandos brüllte.

Die Staatsanwaltschaft beantragt aufgrund dieser Aussage die U-Haft für Josef S. Der Student, so heißt es unter Berufung auf den Zeugen, habe nicht nur Mistkübel und Steine geworfen, sondern „wissentlich an einer Zusammenrottung teilgenommen, die darauf abzielte, dass unter ihrem Einfluss Körperverletzungen und schwere Sachbeschädigungen begangen werden“. Die Justiz nennt das „Landfriedensbruch“.

Der „Landfriedensbruch“ ist, so wie der Zeugenbeweis, ein weiteres gefährliches Instrument im Strafrecht. Lange Zeit war der Paragraf „totes Recht“. In Prozessen gegen Rapid-Hooligans wurde er wieder belebt. Jetzt setzt ihn die Justiz auch bei gewalttätigen Demos ein.

Der Beschuldigte wird nicht mehr wegen einzelner Straftaten verfolgt, die man ihm penibel nachweisen muss, sondern für die Teilnahme an einem Aufruhr. Ein Täter, der sich einer Meute anschließt, obwohl er weiß, dass sie kriminell agiert, haftet für die Verbrechen der anderen de facto mit.

Nach einem Tag in Polizeihaft tritt Josef S. nun vor den Haftrichter. Josef S. bestreitet die ihm angelasteten Vorwürfe: „Es ist richtig, dass ich einen Mistkübel in der Hand hatte, ich hatte aber nicht vor, diesen zu werfen.“ Ein Video, das später auftaucht, wird diese Aussage belegen.

Der Richter verhängt U-Haft wegen Landfriedensbruchs und versuchter schwerer Körperverletzung. Er spitzt den Fall auch ein bisschen zu: aufgrund der „professionellen, organisierten Begehungsweise“ sei zu befürchten, dass der Beschuldigte, „der bislang keine Angaben zur Sache machte“, seine Mittäter warnen werde. Der Richter attestiert S. auch „fortgesetzte Gewaltdelinquenz“. Noch etwas merkt er an: Es sei wohl „mit einer unbedingten Freiheitsstrafe zu rechnen“. Die Justiz stellt die Weichen also auf Haft.

Die Polizei hat nun eine Aufgabe: Sie muss Josef S. überführen. Am 4. Februar legt sie das erste Beweisstück vor: ein ORF-Video. Es zeige, wie S. „mit einem Metallmistkübel hantiert“, wie ein Polizist missverständlich vermerkt. Dass Josef S. einen umgeworfenen Mistkübel einfach nur wieder aufstellt, sagt er nicht.

Von Gewalt des Beschuldigten ist zumindest auf diesem Video nichts zu sehen. Es wird sich letztlich überhaupt kein Bild finden, auf dem Josef S. Gewalt ausübt. Die Polizei formuliert das so um: „Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass S. Auslagenscheiben einschlug, (…) aber es kann ihm keine Straftat zugeordnet werden.“

Zwei Tage später, am 6. Februar, geht das nächste Beweisstück bei Gericht ein: ein Handyvideo. Der Beamte 30897, der alles „zweifelsfrei“ und „eindeutig“ gesehen haben will, will es mit seinem iPhone angefertigt haben. Man erkennt nicht viel darauf. Ein paar Worte sind aber zu hören. Ein Deutscher brüllt: „Tempo! Tempo! Weiter! Weiter!“

Zeuge 30897 kann „mit Sicherheit angeben“, dass hier „eindeutig und zweifelsfrei“ Josef S. gebrüllt habe: „Dies kann ich deshalb mit Sicherheit angeben, da er unmittelbar bei der Aufzeichnung neben mir stand.“ Noch etwas fällt dem Inspektor auf: Josef S. habe am Rande der Demo erstaunlich oft telefoniert. Offenbar habe er auch telefonisch Anweisungen durchgegeben, ein weiterer Beweis für seine „Rädelsführerschaft“.

Die Polizei führt nun eine Rufdatenrückerfassung durch, um „Mittäter auszuforschen“. Das Ergebnis ist eindeutig: der angeblich „hektisch telefonierende“ Josef S. hat während der Demo kaum telefoniert. Es gab nur drei Anrufe, zwei Aktive und einen Passiven. Bei den aktiven Gesprächen kam es zu keiner Verbindung, der passive Anruf dauerte 89 Sekunden und die Gesprächspartnerin war unverdächtig. Auch verdächtige SMS hatte Josef S. keine versendet, nur Studententratsch über einen Lesekreis bei den Jenaer Falken.

Das sind die ersten Entlastungsbeweise, doch sie werden von Staatsanwalt Kronawetter in der Anklage nicht erwähnt. Auch entlastende Aussagen von Zivilpolizisten zitiert er in der Anklageschrift nicht mehr. „Ich konnte keine strafrechtlich relevanten Tatbestände erkennen“, sagt ein Polizist. Kollege 28720 ergänzt: „Strafrechtlich relevante Tatbestände konnte ich unmittelbar keine wahrnehmen.“ Polizist 21419: „Bei der Festnahme war S. nicht vermummt.“

Noch etwas unterlässt der Ankläger, obwohl er zur Objektivität verpflichtet ist. Er klärt nicht ab, ob Josef S. wirklich „Tempo! Tempo! Weiter! Weiter!“ gerufen hat, obwohl der Beschuldigte dies bestreitet.

Einen entsprechenden Antrag auf ein Stimmgutachten wird erst der Anwalt des Beschuldigten, Clemens Lahner, einbringen. Das vom Gericht bewilligte Gutachten ist eindeutig. Josef S. hat diese Worte „mit Sicherheit“ nicht geschrien. Es liege eine Verwechslung vor, der wichtigste Zeuge des Verfahrens habe sich in einem entscheidenden Punkt schon wieder geirrt.

Man würde nun annehmen, die Gerichte würden S. enthaften. Doch S. hat keine Chance. Die Justiz wendet die entlastenden Ermittlungsergebnisse gegen ihn. Das im Beschwerdewege zu Hilfe gerufene Oberlandesgericht (OLG) spitzt den Fall weiter zu.

Der laut Video gar nicht geworfene Mistkübel? Das OLG urteilt: „Der Angeklagte gestand in seiner gerichtlichen Vernehmung zu, einen Metallmistkübel in Händen gehalten zu haben und damit bei den Ausschreitungen jedenfalls anwesend gewesen zu sein. Die weitere Verantwortung ist nicht geeignet, die Verdachtslage sinnvoll infrage zu stellen.“

Der Einwand, dass die Polizei keine Videos vorlegen konnte, die Straftaten dokumentieren? OLG: „Der Kritik an der nicht erfolgten Beschaffung von ausreichend Filmmaterial sind die mittlerweile einen Karton füllenden Videospeicherdaten im Akt gegenzuhalten.“

Die Rufdatenrückerfassung? OLG: „Sie schließt nicht aus, dass der Angeklagte zumindest den Eindruck erweckt habe, eifrig zu telefonieren.“

So geht es dahin. Der Angeklagte, so vorverurteilt das OLG, sei „offenkundig von purem Hass gegen die Staatsgewalt“ getrieben. Er werde wegen des „exorbitant hohen Störwerts“ seiner Taten wohl eine „hohe und unbedingte Freiheitsstrafe zu erwarten haben“. Der Staatsanwalt möge die Anklage auf absichtliche schwere Körperverletzung ausdehnen. Nichts anderes sei ein Wurf mit einem Pflasterstein.

Selbst das Stimmengutachten hilft nicht. Das Gericht akzeptiert, dass der Hauptbelastungszeuge seine Aussage, bei der er sich „ganz sicher war“ einfach abändert. Er sei halt nicht genau neben, sondern nur drei Meter hinter Josef S. gestanden, sagt der Zeuge nun. Eine Verwechslung ändere nichts an der Glaubwürdigkeit des Polizisten.

Am 6. Juni , also fast viereinhalb Monate später wird der Gerichtsprozess eröffnet. Das Gericht hat immer noch keine ordentliche Zeugenliste ausgearbeitet. Wurden Pflastersteine sichergestellt, die S. warf? Sind Polizisten getroffen worden? Gibt es Schmauchspuren an den Handschuhen von S., der bezichtigt wird, eine Rauchbombe in einen Polizeiwagen geworfen zu haben? Diese Fragen bleiben offen, denn entsprechende Zeugen hat der Staatsanwalt nicht geladen.

Vorgeladen sind am ersten Tag nur vier Polizisten, die die Staatsanwaltschaft beantragte. Er spricht im Plädoyer vom „Krieg“, der in der Innenstadt geherrscht habe. Er referiert, was die Polizei in den Lageberichten festgehalten hat.

Das Gericht vernimmt den Hauptbelastungszeugen und eine Beamtin, die ihn begleitete. Sie sei voll „Adrenalin“ gewesen, von den Eindrücken „überflutet“ und bisweilen überfordert, gibt sie zu. Der Kollege, der alles „eindeutig“ sah, verwickelt sich weiter in Widersprüche, erst nach einer längeren Gedankenpause erinnert er sich, dass S. auch einen Stein geschmissen habe.

Nach der Verhandlung wird die Hauptverhandlung vertagt und zwar für sechs Wochen. Der Verhandlungsrichter will Zeugen der Verteidigung hören. Außerdem tritt er seinen Urlaub an.

Josef S. bleibt weiter in Haft, da sich der „Tatverdacht erhärtet“ habe und „nicht ausgeschlossen werden kann, dass er weitere Taten begehe“. Die U-Haft wird als nicht unverhältnismäßig bewertet. Sogar eine elektronische Fußfessel wird vom OLG verweigert., obwohl S. eine Wohnung in Wien nützen könnte. Der Hausarrest würde ihn nicht davon abhalten, weiter zu randalieren. Das Studium sei zudem keine „ordentliche Beschäftigung“, also keine Voraussetzung für den Hausarrest. Die Prüfungen hätten ihn „ja auch bis jetzt nicht von Straftaten abgehalten“.

Die Wiener Justiz, so resümierte der Gerichtsreporter der Ostthüringer Zeitung nach dem ersten Verhandlungstag, „will verhindern, dass es jedes Jahr zu Krawalltourismus in der schönen Landeshauptstadt kommt“. Dafür könne man durchaus Verständnis haben, aber „dass ein 23-jähriger Jenenser dafür als Sündenbock herhalten muss, hat dagegen keinen Wiener Schmäh“.

Quelle falter.at



der prozess

badische-zeitung.de : War ein Student aus Jena bei den Krawallmachern? .....

#260 von der prozess ( Gast ) , 18.07.2014 20:10


unter badische-zeitung.de


War ein Student aus Jena bei den Krawallmachern?

Ein Student aus Jena steht in Österreich vor Gericht, weil er zwischen die Fronten der Autonomen und der rechten Burschenschaften geriet.

"Wir waren immer so gern in Wien", sagt Sabine Slowik. Besonders das Donauinselfest hat es ihr angetan: so bunt, so entspannt, so fröhlich. Aber jetzt kennt sie auch die dunkle Seite der sympathischen Stadt. Seit einem halben Jahr sitzt ihr Sohn Josef im "Grauen Haus", einem Gefängnis in der Josefstadt, dem hippsten Viertel von Wien – unter fadenscheinigen Vorwürfen, unter einer wackligen Anklage, verfolgt von einer gewaltigen Portion Hass. Am Dienstag soll das Urteil fallen.

"Unseren Hass, den könnt ihr haben" – das war die Parole einer Gruppe "Autonomer", die am 24. Januar, einem Freitag, in Wien randaliert hat. Die Demo, aus der heraus sie agierten, richtete sich gegen den "Akademikerball", der am gleichen Abend in den Prunksälen der kaiserlichen Hofburg stattfand. Tage zuvor hatte die Polizeispitze das Volk mit düsteren Mienen auf eine Art Ausnahmezustand eingeschworen. Das Gebiet um den Ball wurde so weiträumig abgesperrt, dass viele Wiener gar nicht mehr nach Hause kamen. Es kam, wie es kommen musste: Ein Grüppchen gewalttätiger Demonstranten durchbrach eine Polizeisperre.

Vor dem Stephansdom griffen einige Dutzend Krawallmacher Polizisten an, zerschlugen Fensterscheiben und warfen Blendgranaten. Einer riss ein Verkehrsschild aus und zertrümmerte damit einen leeren Streifenwagen. Nach drei, vier Minuten war der Spuk vorbei. Offener Hass, wie er bei den Krawallen zum Ausdruck kam, passt nicht zu Wien – da sind sich Rechts und Links ganz einig. "Mist" und "deppert" sei der Ausbruch gewesen, sagt der bekannte Kolumnist Robert Misik, ein Wortführer der liberalen Linken in Österreich. Vor allem war der Einsatz ein polizeitaktisches Debakel, meint nicht nur Misik: Die Stimmung sei genau so heiß geworden, wie die Polizei sie eben zuvor aufgeheizt habe – und die riesige Sperrzone sei gar nicht zu kontrollieren gewesen.

Mehr als 500 Anzeigen erstattete die Polizei nach dem verunglückten Einsatz. Aber nur einer der angeblichen Täter wurde gefasst: Josef Slowik, 23, Student der Materialwissenschaft aus Jena, Thüringen. Dass ein Deutscher festgenommen wurde, traf sich gut. Es illustriert, dass Hass und Gewalt nach Wien stets von außen kommen. Sogar dass es den "Falschesten der Falschen" traf, wie Misik sagt, hat seinen Sinn: je unschuldiger der Verurteilte, desto größer die Abschreckung. Schon der erste Prozesstag wäre für jede Anklagebehörde in Deutschland zum Debakel geworden.

Die Staatsanwaltschaft präsentierte einen einzigen Belastungszeugen – einen anonymisierten Zivilpolizisten, der sich zudem fortwährend widersprach, wenn die Verteidigung ihm nachwies, dass etwas an seiner Aussage nicht stimmte.

Den ganzen Abend will der Beamte dem vorgeblichen Rädelsführer gefolgt sein. Josef Slowik sei vermummt gewesen und habe Kommandos gebrüllt. Verwackelte Handyaufnahmen des Polizisten beweisen nichts dergleichen. Die mitgeschnittene Stimme gehörte jemand anderem, wie ein Gutachten ergab. Der Antrag auf Entlassung aus der U-Haft wurde trotzdem abgewiesen. Der Verdacht habe sich "noch erhärtet", sagte der Richter und verabschiedete sich in den Urlaub. Die Anklage lautet auf Landfriedensbruch und "versuchte schwere Körperverletzung".

Für letzteren Vorwurf konnte der Staatsanwalt kein Opfer benennen, auch kein potenzielles. Bei Landfriedensbruch genügt es, dass man irgendwie dabei war. In schweren Fällen stehen darauf drei Jahre. Bei der Demo war Slowik mit Sicherheit. Aber war er auch bei den Krawallmachern? Das muss, wie es scheint, nicht bewiesen werden. Sein Pulli mit der Aufschrift "Boykott" habe ihn als Rädelsführer ausgewiesen, so die Anklage. Eine haltlose Spekulation: "Boykott" ist der Name einer Berliner Rockband. Dass der Student während der Demo "wie wild" telefoniert habe, ließ sich per Rufdatenspeicherung widerlegen.

Josef Slowik ist in Jena bei den SPD-nahen "Falken" aktiv, bestätigt deren Stadtvorsitzende Maria Neuhauss. Falken sind keine "Autonomen". Zwar reisen sie zu Demos auch mal in andere Städte, aber Wien war in diesem Jahr nicht dabei; Josef sei allein gereist. Ob Falken und "Schwarzer Block" zusammenpassen, mag Neuhauss nicht sagen. Der "Schwarze Block" sei ja keine festgefügte Organisation. Es könne schon sein, dass sich jemand aus Selbstschutz vermummt, um von den Nazis nicht erkannt zu werden. Vermummt jedoch war Josef Slowik nicht, und polizeilich ist er nie aufgefallen. Eine "christliche Grunderziehung" habe der Junge mitbekommen, sagt Vater Bernd, der voll hinter seinem Sohn steht. Er sei "ruhig, zurückhaltend" und "überhaupt nicht der Typ, der nach vorn geht". Schlägereien sei er schon immer aus dem Weg gegangen. Der linke Katholik dient dem Pfarrer im Gefängnis als Messdiener. Mit einem solchen Angeklagten und bei solcher Beweislage darf eine Verteidigung sich normalerweise gut gerüstet fühlen. Nicht so in Österreich. "Konsterniert" war Slowiks Anwältin Kirstin Pietrzyk aus Jena, als sie den Vortrag des Anklägers hörte: Statt nüchtern die Anklageschrift zu verlesen, hatte Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter sich einen animierten Vortrag über "Demonstrationssöldner", "Chaoten", "martialische Phalanx" und "kohortengleiche Formationen" ausgedacht. "In Deutschland unmöglich", sagt Pietrzyk.

Österreichs Justiz wird seit Jahren von Skandalen geschüttelt. Um ihren katastrophalen Ruf scheinen sich die Damen und Herren in den schwarzen Roben aber nicht zu scheren. Richter durchlaufen eine Schmalspurausbildung und verfügen dann über absolute Macht. "In keinem europäischen Land wird das Strafrecht so wenig studiert und so wenig ernst genommen wie in Österreich", sagt die Strafrechtsprofessorin Petra Velten, die in Linz lehrt.

Angeklagte werden gedemütigt, Verteidiger unterbrochen und gemaßregelt. Wer Kritik übt, wird selbst vor Gericht gezerrt. Die Wiener Stadtzeitung Falter kann von solchen Fällen beinahe wöchentlich berichten. Und muss dabei aufpassen: Journalisten, die die Beweiswürdigung des Richters kritisieren, machen sich strafbar. Demonstranten und Ausländer haben vor österreichischen Gerichten schlechte, Polizisten und andere Staatsbeamte dagegen gute Karten. Wer Polizisten wegen Übergriffen anzeigt, muss mit einer Gegenanzeige und einer Verurteilung rechnen.

Vor wenigen Wochen kam ein hoher Justizbeamter frei, obwohl er auf frischer Tat bei einem Einbruch ertappt wurde. Ein Junkie, der in Wien drei Männer vor eine U-Bahn stieß, bekam achtzehn Jahre. Ein Elektrikermeister, der in wahrscheinlich fremdenfeindlicher Absicht eine Kenianerin auf die Gleise schubste, ging als freier Mann aus dem Gerichtssaal. Anders als in Deutschland, wo Richter von den Justizministerien nach nachvollziehbaren Kriterien eingestellt werden, erneuert sich in Österreich die Justiz durch "Selbstselektion", sagt Professorin Velten.

Wo der Polizei das Herz schlägt, offenbaren regelmäßig die Wahlen zur Personalvertretung, bei der Parteilisten gegeneinander antreten: Die rechte FPÖ kam in der Gruppe der Polizisten zuletzt auf über 25 Prozent. Bei Demoeinsätzen organisiert die rechte Formation ganz offiziell eine "Einsatzbetreuung" und hält die Kollegen mit Kaffee und heißen Würstchen bei Laune – so auch beim Akademikerball.

Wer im Prozess gegen Josef Slowik politische Absichten vermutet, braucht nicht viel Phantasie. Ankläger Kronawetter sei der typische Beamte der alten politischen Abteilung der Staatsanwaltschaft Wien, sagt der grüne Abgeordnete Peter Pilz.

Pilz ist vorsichtig, denn auch gegen ihn, den gewählten Abgeordneten, hat der Staatsanwalt schon geklagt. Nachdem ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss die Praxis der Abteilung durchleuchtet hatte, wurde die Abteilung aufgelöst. Ihre Beamten sind freilich noch da. Beim großen Korruptionsskandal um die Eurofighter, den der Staatsanwalt hätte verfolgen sollen und den Pilz enthüllen half, gab es "keine Hausdurchsuchung, keine Telefonüberwachung, nicht einmal eine Einvernahme aller Hauptverdächtigen", sagt der Politiker.

Die "Akademiker", die sich im Januar zu ihrem jährlichen Ball in der Hofburg trafen, sind Mitglieder der FPÖ und rechtsextreme Burschenschaftler. Josef Slowik kennt aus Jena, wo der "Nationalsozialistische Untergrund" herkam, einen anderen Umgang mit Rechtsextremisten. Die ganze Stadt sei auf den Beinen gewesen, als hier die NPD ihr "Fest der Völker" organisierte, sagt Vater Bernd. Man habe sich gefreut, dass auch aus anderen Städten Gegendemonstranten kamen. "Damit ist Josef groß geworden."

Für sein Engagement gegen rechts wurde der angeklagte Student von SPD-Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) im Mai, während seiner U-Haft in Wien, mit dem Zivilcouragepreis der Stadt ausgezeichnet. In Jena geht es um Moral, in Wien um Manieren. In Österreich sind die Rechten keine ruppige Fraktion der Jugendkultur. Auf dem traditionellen Ball im Januar hielt der Chefarzt einer Klagenfurter Uniklinik die Eröffnungsrede. Damen erscheinen hier im Abendkleid, Herren im Frack, mit Farbband und bunten Mützchen. Die Hofburg ist die gute Stube des Landes. Die Gäste rechnen sich zur Spitze der Gesellschaft. "Wir wollen zeigen, dass wir das Recht haben, hier in der Hofburg Bälle zu veranstalten", sagte Organisator Udo Guggenbichler. Das große "Vernetzungstreffen der internationalen Rechten", wie die Gegendemonstranten glauben machen wollten, sei der Ball aber "natürlich nicht", meint Robert Misik. Sie wollen bloß tanzen, das aber offen und selbstbewusst.

Anderswo in Europa ist Hass auch im Ballkleid nicht mehr salonfähig – so gesehen ist die Wahrnehmung, dass der Ärger stets aus dem Ausland kommt, so falsch nicht. Weil die Verwaltung der Hofburg den rechtsextremen Burschenschaften ihren Saal nicht mehr geben wollte, musste schon im Vorjahr die FPÖ als Veranstalter einspringen. Zum Prozess gegen den Studenten aus Jena werden immer mehr kritische Stimmen laut. Die Rektorin der Kunstakademie unterschrieb einen Aufruf, eine sozialdemokratische Abgeordnete besuchte den U-Häftling im Gefängnis. Der Justizsprecher der Kanzlerpartei SPÖ wurde deutlich wie nie zuvor: "Die Polizei wurde für ihr überschießendes Vorgehen gegen die antifaschistischen Demonstranten kritisiert", so der Abgeordnete Hannes Jarolim, "und die Justiz hilft ihr jetzt dabei, das zu kompensieren."

Ob Josef Slowik das alles nützt, steht in den Sternen. Nach geltender Rechtsprechung könnte es nach dem Kollektivparagrafen Landfriedensbruch zu einer Verurteilung reichen. Das Oberlandesgericht, das für eine Berufung zuständig wäre, hat alle Haftbeschwerden abgelehnt und den Fall sogar noch angefettet: Slowik habe eine "lange Haftstrafe" zu erwarten – und so indirekt dem Richter der ersten Instanz ausgerichtet, wie sein Urteil ausfallen muss. Dem Vorsitzenden Thomas Spreitzer bescheinigt auch die Verteidigung eine respektvolle Verhandlungsführung – eher eine Ausnahme hier, die vielleicht der öffentlichen Aufmerksamkeit geschuldet ist. Ansonsten macht der junge Richter nicht den Eindruck, als wolle er Österreichs Rechtsprechung revolutionieren. Im März schickte er einen arbeitslosen Slowaken für dreieinhalb Jahre ohne Bewährung ins Gefängnis, weil er mit einer Pinzette ein paar Hundert Euro aus Opferstöcken gestohlen hatte. Die Kirche hatte es abgelehnt, als Nebenklägerin aufzutreten. Die Justiz, so scheint es, hat ihre eigenen Werte.









Quelle badische-zeitung.de

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