Tiroler Tageszeitung am: Di, 13.09.2011
Kletterkaiserin auf der Suche nach neuen Kleidern
Die dreifache Kletterweltmeisterin Angela Eiter sucht neue Herausforderungen am Fels. Den Kunstgriffen bleibt sie trotzdem treu.
Von Ursula Pichler
Imst – Drei WM-Siege, Rockmaster-Rekordhalterin, Europameisterin und mehrfache Gesamtweltcup-Siegerin. In den Geschichtsbüchern des Klettersports ist der Name Angela Eiter nicht mehr wegzudenken.
Mit 25 Jahren scheint die Imsterin bereits am Zenit, was Ziele im Klettersport angeht. „Deshalb ist es mir wichtig, neue Herausforderungen zu suchen“, erklärt Eiter.
Mit dem Verzicht auf die Asien-Weltcup-Tour im August hat sie ihren Fokus gezielt nicht auf den Sieg im Gesamtweltcup 2011 ausgelegt. „Wettkampftechnisch stand die WM in Arco voll im Mittelpunkt meiner Vorbereitungen. Stattdessen hätte ich mich eigentlich gerne auf meine Outdoor-Saison konzentriert“, so Eiter mit einem reumütigen Blick auf ihren Fuß.
Das Unternehmen „Fels“ hat der Weltmeisterin bereits den ersten Tribut abverlangt. Bei einer Mehrseillängen-Tour auf der Hohen Munde war ein Felsbrocken ausgebrochen. Mit einem Wadenbeinbruch war der Weg ins Abenteuer vorerst versperrt.
Die Lust auf die neue Herausforderung ist dadurch aber keineswegs gedämpft worden. „Zum Glück war es ein glatter Bruch, der schnell und gut zusammengewachsen ist“, erklärt Eiter. Beim Vorstiegsweltcup im belgischen Puurs in drei Wochen hofft Eiter wieder im Wettkampf-Geschehen mitmischen zu können.
„Auch wenn das kein guter Auftakt war. Die Unberechenbarkeit des Felskletterns ist genau das, was mich auch reizt“, erklärt Eiter, die mit Durchstiegen von Routen wie „In memo Reini“ durchaus Erfahrung am Fels hat. Jetzt soll es in Richtung alpines Sportklettern gehen.
Klingende Tournamen wie „Des Kaisers neue Kleider“ hat die Weltmeisterin bereits im Hinterkopf. Spruchreif ist da aber noch nichts. „Ich muss mir zuerst die Zeit nehmen, mir Projekte zu suchen, und schauen, ob ich wegen meiner Körpergröße überhaupt fähig bin, alle Stellen zu klettern.“ Ziel ist es, der Kletterwelt und vor allem sich selbst zu zeigen, dass eine dreifache Hallen-Weltmeisterin auch in der alpinen Szene Fuß fassen kann.
„Am Felsen spielt der Kopf noch eine viel entscheidendere Rolle. Du musst die Gesetze der Natur kennen und akzeptieren, dass sie stärker ist als du. Das ist die Herausforderung, die es beim alpinen Sportklettern zu bewältigen gilt.“
Mit den ersten Felsabenteuern will sich Eiter den Herbst versüßen, aber auch noch den ein oder anderen Weltcup-Sieg mitnehmen. „So schnell werde ich mich nicht aus dem Wettkampfsport verabschieden. Immerhin habe ich bereits im nächsten Jahr einen Weltmeistertitel zu verteidigen“, erklärt die 25-Jährige.
Auch abseits der Kletterwand zeigt sich Eiter in neuen Gewändern. Mit ihrem Freund Bernhard Ruech und Emanuel Soraperra hat die Weltmeisterin eine Firma gegründet. Auf www.k3-climbing.at finden sich Trainings- und Coaching-Angebote mit der Weltmeistern. „Damit will ich mir beruflich auch ein erstes Fundament für mein Leben nach der aktiven Karriere legen“, meint Eiter.
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